Der Ulan aber spottete aller Drohungen und sang immer lauter und schlug den Takt dazu mit dem Glase auf den Tisch.
„Jenes Tuch, das du mir gabst,
Warf ich in die Lumpen bald –
Glaubst du etwa, daß ich dich
Für ein feines Fräulein halt’?“…
„Still dort, du glänzendes Elend!“ schrie Johann, da er es für angemessen hielt, sich einzumischen. „Scheer dich in die Kantine und heule dort weiter – Hier aber laß die Leute zufrieden!“
Mühsam nur öffnete Käthe die Augen und zupfte Johann am Rockschoß. Wozu sich hier herumstreiten mit dem ersten Besten? Schließlich würde er noch gar auf die Polizei geführt.
Dadurch etwas besänftigt, bestellte Johann noch vier Kognaks.
Obgleich Käthe durchaus nicht mehr trinken wollte, weil ihr schon so voll auf der Brust sei, drang er dennoch in sie und nannte sie „Du“. Dabei berührten sich ihre Köpfe, so dicht saßen sie aneinander. Übrigens brauchten sie sich durchaus nicht zu genieren. Denn die allgemeine Aufmerksamkeit wurde soeben auf eine Familienszene gelenkt, die sich am Eingange des Gartens abspielte.
Ein Ehepaar zankte sich dort herum nach dem achten Glase Bier und warf sich gegenseitig allerlei Verirrungen vor.
Sie wehrte sich wie eine Löwin und erfüllte den engen Garten mit dem wüsten Geschrei einer halbbetrunkenen
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/221&oldid=- (Version vom 1.8.2018)