Nur mit dieser Nase, das war gerade nicht angenehm. Die Bestie schmerzte und schwoll vom Fausthiebe immer mehr an!…
Inzwischen trat Käthe leise aus der Haustür und blieb ein Weilchen stehen, offenbar sehr verlegen.
Endlich fand sich der Augenblick, wo sie mit Johann allein sprechen konnte, wie sie es sich die ganze Nacht hindurch überlegt hatte. Als sie jedoch so vor ihm stand, hatte sie alles wieder vergessen und wurde immer verwirrter.
In der Angst vor seinem Spott hielt sie, anstatt ihm ihren Dank herzustammeln, den Wasserkrug krampfhaft fest in der nervös zitternden Hand.
Auch Johann hatte sie längst gesehen und sie erschien ihm im Rahmen der etwas niedrigen Haustür noch stattlicher und größer.
Im hellen Lichte der Morgensonne zeigte ihr Antlitz ein rosiges, an den Schläfen dunkleres Rot.
Der Hauch der Jugend umwehte sie und die Frische einer der klaren Flut entsteigenden Nymphe…
So erschien sie ihm als die „Jungfrau“ im vollen Sinne des Wortes und Johann wußte nur zu gut, daß dies keine Täuschung war.
Und plötzlich, angeregt durch den gestrigen Kampf mit dem Kanonier, unterbrach er zuerst das Schweigen und wandte sich an Käthe mit den Worten: „Guten Morgen, Fräulein!“
Käthe fühlte sich hierüber hochbeglückt und ihre Dankbarkeit steigerte sich noch mehr, da er ihr den
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/169&oldid=- (Version vom 1.8.2018)