Dabei überschüttete er Johann mit einem Hagel von Schmähworten, wie „Verdammter Zivilhund!“, „Lumpiges Kanonenfutter!“ usw.
Wie erstarrt vor Angst stand Käthe vor den beiden Männern, die einander vor Wut fast erschlugen und den Hausflur mit wildem Lärm erfüllten ihrethalben, die sie gar nicht näher kannten.
Am meisten zitterte sie bei dem Gedanken, der Kanonier könne sein Faschinenmesser ziehen, das ihm an der Linken hing. Ach! Dann wäre Johann verloren und sie wäre daran schuld!
Und in ihrer namenlosen Angst nagte sie an den eigenen Fingern, um den Schrei zu unterdrücken, der sich ihrer Kehle entringen wollte.
Plötzlich atmete sie freier auf:
Der Kampf war beendet…
Der mit braun und blau geschlagenem Auge und verstauchter Hand zur Haustür hinausgeworfene Kanonier schleppte sich unter lauten Verwünschungen heimwärts nach seiner Kaserne, von seinem Liebesabenteuer höchst unbefriedigt.
Auf dem Kampfplatz blieb Johann als Sieger zurück und bemühte sich, das seiner tüchtig verhauenen Nase entströmende Blut zu stillen.
Schüchtern näherte sich ihm Käthe, um ihm ihren Dank auszusprechen.
Er aber eilte an ihr vorüber in sein Stübchen unter der Treppe und entzog sich so ihrem Gefühlsausdrucke, indem er sogar die Tür hinter sich verschloß.
Käthe stand also ganz allein auf dem Hausflur
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/157&oldid=- (Version vom 1.8.2018)