Fahrgäste ein, die, sich am Geländer anklammernd, auf der Treppe standen und sich einzudrängen versuchten, um sich fast mit Gewalt ein Plätzchen zu erkämpfen.
Schmutzige Kneipen, wo lärmende Musik erschallte, öffneten ihre morschen Türen. Dumpfe Säle oder enge Höfe, prahlerisch „Gärten“ genannt, mit langen Reihen von wackligen Tischen, auf denen Bierkrüge oder Schnapsgläser standen und mit verblüffender Häufigkeit geleert wurden.
Bei matter Beleuchtung durch Tonlampions drängten sich Männer, Weiber und Kinder, um den Sonntag bei Bier oder Schnaps und bei Käse oder sauren Gurken zu beschließen, mit denen sie sich den kranken Magen vollstopften, um dann in später Nacht heimzuwanken und durch wüsten Lärm oft unter Fluchen und Toben die Einwohner aus dem Schlafe zu wecken.
Dienstmädchen am Arme ihres „Schatzes“ eilten ins Freie und verspäteten sich vor der Haustür, um vor den Augen der Vorübergehenden ihren Roman weiterzuspinnen.
Die Prüderie und die falschen Anschauungen ihrer Brotgeberinnen, die ihnen die Erlaubnis versagten, den „Schatz“ in der Küche aufzunehmen, zwangen sie gewissermaßen zu solchen Straßenzusammenkünften, die für die öffentliche Moral gerade nicht von Vorteil waren.
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/139&oldid=- (Version vom 1.8.2018)