und bei der Arbeit denkt man nicht an solche Dummheiten.
Johann glaubte ihr jedoch nicht und schüttelte lachend den Kopf. Wie? Solch’ ein strammes Mädchen sollte noch keinen Schatz haben, keinen schmucken Korporal oder Ulanen? Dies erschien ihm rein unmöglich! In seinen Kreisen kam so etwas gar nicht vor.
Führte sich Käthe wirklich so gut, so wäre dies eine seltene Ausnahme. Auf dem Schützenplatze wurde einst in einer Leinwandbude ein Naturwunder gezeigt: ein Kalb mit drei Beinen. Dies Mädchen verdiente, so meinte Johann, in gleicher Weise für Geld gezeigt zu werden. Ha! Wer weiß, vielleicht…
Trotzdem überwog bei ihm der Unglaube und mit ironischen Lächeln wiederholte er den schalen Witz, den er einst in einer feinen Bierstube gehört und zu gelegentlicher Anwendung sich gemerkt hatte: „Wissen Sie nicht, Fräulein, daß das Narrenschiff untergegangen ist mit Mann und Maus?“
Dabei sah er ihr keck in das Gesicht, um zu erforschen, welchen Eindruck dieser Witz auf sie mache. Sie aber blieb unempfindlich, aus dem einfachen Grunde, weil sie ihn nicht verstand. Instinktiv nur fühlte sie, daß er ihr nicht glaube, und dies berührte sie höchst schmerzlich.
Als ordentliches Mädchen war sie stets besorgt um ihre Ehre, und Johanns gute Meinung von ihr ging ihr über alles. Zwar kannte sie ihn erst seit
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/086&oldid=- (Version vom 1.8.2018)