Standpunkt des vorher ruhenden Systems betrachtet (Äther „ruhend“, Scheibe dagegen rotierend).
Zur Veranschaulichung diene Fig. 3: Das Polygon sei beim Ruhevorgang ein geschlossenes Quadrat, für den Lichtstrahl und für den Lichtstrahl ; sei der Bogen , den der Punkt während des normalen Lichtumlaufes beschreibt, wenn der Apparat wie oben rotiert (Pfeilrichtung ). Dann tritt bei dieser Auffassung für den Lichtweg eine reale Verkürzung ein, für den Lichtweg eine reale Verlängerung, denn die Lichtwege sind in derselben Annäherung wie oben und . Rechnet man die Phasenverschiebung aus, so ergibt sich derselbe Betrag wie oben (Formel 6).
Weiterhin ergibt sich in bekannter Weise vom Standpunkt der Anti-Äthertheorie (Relativitätsprinzip) das gleiche,[1] man hat nur für Äther das Wort „ein Inertialsystem“ zu setzen.
Der Effekt muß daher auch vom Standpunkt des Relativitätsprinzips gefordert werden, und zwar ist der Grund für sein Zustandekommen, daß der Apparat relativ zu einem „Inertialsystem“ rotiert, und daß dadurch, von dem Inertialsystem betrachtet, objektive Verkürzungen bzw. Verlängerungen erster Ordnung bei den Gesamtlichtwegen eintreten.
Dieselben Folgerungen gelten dann natürlich vom Relativitätsstandpunkt aus für jedes beliebige Inertialsystem.[2]
8. Infolgedessen ist auch die Behauptung c) richtig: Der Effekt beweist die Existenz des Äthers nicht.
Der rotierende relative Ätherwind des § 4 darf vom Anti-Ätherstandpunkt aus überhaupt nicht herangezogen werden, das rotierende System ist im Sinne der Relativitätsterminologie überhaupt
- ↑ Es ist zu berücksichtigen, daß die jeweilige Translationsgeschwindigkeit der Spiegel in der Spiegelebene liegt. Von einem eventuellen Einfluß einer etwaigen zeitlichen Dauer des Reflexionsvorgangs selber ist dabei natürlich abgesehen (wie das auch Herr Sagnac tut). Auch liegt meinen Folgerungen die Annahme zugrunde, daß der mehrfach umstrittene Vorgang der Rotation eines festen Systems für das Relativitätsprinzip als solcher keine Schwierigkeit einschließt.
- ↑ Z. B. auch für dasjenige (fortwährend wechselnde), in welchem sich der Punkt in jedem Augenblick gerade befindet (Richtung Kreistangente, Geschwindigkeit relativ zu dem „Ruh“-Inertialsystem das obige ).
Hans Witte: Der Sagnac-Effekt: ein Experimentum crucis zugunsten des Äthers?. Berichte der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, 16, 1914, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:WitteSagnac1.djvu/8&oldid=- (Version vom 1.8.2018)