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Seite:Wilhelm von Hamm-Fritz Gerstäcker-1881.djvu/6

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Reizen der Wunderinsel. Sein fünfbändiges Werk über diese Reise ist wohl das beste, welches er geschrieben; es schließt mit den Worten: „Mit den Schwalben habe auch ich mein Nest wiedergefunden, der Wandervogel steckte seine Flügel in die Tasche und ist jetzt fest entschlossen, in der Heimat zu bleiben!“ – Allein das kann kein Wandervogel, wenn sich die Sehnsucht in ihm regt, dann muß er fort. Auch den armen Freund hat es niemals allzu lange im warmen Neste gelitten. Hatte er sich doch den Wahlspruch erkoren: Rast’ ich, so rost’ ich! den das wohlbekannte Siegel führte, und ihm ist er treu geblieben sein Lebenlang, daheim und draußen.

Zunächst schlug Gerstäcker nunmehr seinen Wohnsitz in Plagwitz bei Leipzig, dann in letzterer Stadt selber auf. Natürlich war der freundschaftliche Verkehr sofort wieder im Zuge, auch der Künstlerverein erwachte durch seine Bemühungen vom Scheintode, aber nur zum Scheinleben; wer konnte in die alte Heiterkeit zurückfallen in jenen düsteren bedrängten Jahren? Doch fehlte es nicht an mancherlei Freuden und Scherzen. Wir zogen fleißig auf die Jagd nach Zweenfurth, Wolfshain, Beucha, Schönau u. s. w., überall war Gerstäcker ein willkommener Gast, schon als unübertrefflicher, ruhiger Schütze und Kenner des Waidwerks. Daneben war er ungemein fleißig. Manchmal unterbrach er aber gern die Arbeit, um eine Stunde unter Freunden zu sein. Dies sah seine Frau während des Tages ungern, sie war damals schon kränklich und ungemein reizbar. Er mochte sie um keinen Preis erzürnen; glücklicherweise erfand er ein Auskunftsmittel. Sein Arbeitszimmer in einem Gartenhause des Schrötergäßchens hatte zwei Ausgänge. Er verschloß sich darin mit dem gemessenen Befehle, ihn unter keinen Umständen zu stören; dann nahm er seine Zeit wahr und entwischte in den Club, der ihn regelmäßig erwartete. Manchmal[1] that ihm einer seiner Freunde den Gefallen, sich während dessen bei der verlassenen Gattin nach ihm zu erkundigen und sie zu beschwören, sie möge ihren Mann vor Ueberarbeit hüten.

Im Jahre 1854 machte ihm Herzog Ernst von Coburg den Vorschlag, er möge in seine Residenz übersiedeln; er nahm ihn an, nachdem er die einsam aber wunderschön gelegene Rosenau, über eine Stunde von der Stadt entfernt, sich als Wohnsitz ausgewählt hatte. Mancherlei hämische Gerüchte von einem subalternen Dienstverhältniß, in das er getreten, durchliefen damals die Zeitungen; es war kein Wort daran wahr. Mit dem Herzog stand er durchaus auf dem Fuße ehrerbietiger Freundschaft und ließ sich durch ihn von keiner seiner Gewohnheiten abbringen. So war er durchaus nicht dazu zu bewegen, in den Gesellschaften bei Hof, zu welchen er regelmäßig geladen ward, in Frack, mit weißer Halsbinde und Cylinder zu erscheinen; er kam hartnäckig im kurzen schwarzen Gehrock, den Kragen übergeschlagen und mit einer Matrosenschleife geknüpft. Erst in der allerletzten Zeit seines Coburger Aufenthaltes ließ er sich durch eine liebenswürdige List der Herzogin zum schwarzen Frack verleiten, aber ich glaube auch, daß ihm das den Hof völlig verhaßt gemacht hat. Er begleitete den

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Manchmnl
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm von Hamm: Fritz Gerstäcker. A. Hartleben, Wien 1881, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_von_Hamm-Fritz_Gerst%C3%A4cker-1881.djvu/6&oldid=- (Version vom 1.8.2018)