weitab von seinem Thema lagen und die er sich nach der Art übervoller junger Menschen scheinbar vom Herzen schreiben wollte, angehäuft: über Zeit, Wert, Genie, Unsterblichkeit, Gedächtnis, Logik, Ethik, Philosophie, Psychologie etc. Dagegen kommt er nicht ein einziges Mal zum Beispiel auf das Problem des Krieges zu sprechen, auch das Problem des Sozialismus streift er nur flüchtig und oberflächlich, trotzdem beide seinem Thema naheliegen. Fast denkt man ein wenig an Ibsens Professor Begriffenfeld (Peer Gynt), der nur zum Metaphysikum in Beziehungen steht, für den nichts anderes eine »Frage« ist.
Gerade die Innerlichkeit, mit der er alles, was überhaupt für ihn zum Problem wird, erlebt, birgt für ihn, den ungesunden Geist, die Gefahr, daß sie ihn zu den subjektivsten Schlüssen verleitet, die nur durch und für seinen Wunsch und Willen vorhanden sind und die wie nächtliche Visionen vor dem Lichte des Tages – der objektiven Wirklichkeit – zergehen. In der Deutung der platonischen Ideen, die in den Dingen liegen, ist für ihn die Gefahr enthalten, Dinge in Beziehung zu einander zu bringen, die sie in Wahrheit nicht haben, Beziehungen, die jedes einzelne Individuum anders verknüpfen würde, ins Gegenteil umkehren könnte, und die daher zum Verluste jedes gemeinsamen Bodens führen, zur Einbuße aller Wahrscheinlichkeit. Was wir schlechthin Wirklichkeit nennen, ist ja natürlich nicht das wahre Wesen der Dinge, aber es ist zumindest die durch die gleiche Beschaffenheit der Sinnesorgane konstruierte allgemeine Wahrnehmbarkeit, die einen Boden der Verständigung bietet und als allgemein gültiger Ersatz der ewig unerforschlichen »wahren« Wesenheit des Seins einzig annehmbar.
Wohin das Hineintragen subjektivster Vorstellungen, das willkürliche Herstellen von Beziehungen, die gewalttätige Einpressung in selbstgeschaffene Kategorien, die Deduktion alles Bestehenden in vorgegossene Formen den
Grete Meisel-Heß: Weiberhaß und Weiberverachtung. Die Wage, Wien 1904, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Weiberhass_und_Weiberverachtung.djvu/68&oldid=- (Version vom 1.8.2018)