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Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 2,1.pdf/269

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durch die feierliche Huldigung und Gehorsamgelobung der Einwohner an den Rat. Dieser war der Stadtherr, ein fast souveräner Machthaber, und mit voller Klarheit ist die Gliederung der Gewalten ausgesprochen: dem Bischof schwor der Rat beraten und beholfen zu sein, aber dem Rate schwor die Einwohnerschaft Gehorsam.


Durch Alles hindurch geht das Herrengefühl des Rates. Es ist unabhängig von der Art der Ratsmitgliedschaft, ruht im Begriffe der Ratsherrschaft selbst. Jedenfalls ist es getragen durch das Bewußtsein außerordentlicher Arbeit im gemeinen Dienst, die ja zum Teil dem Willen entspringen mag. Alles in Händen haben zu wollen, aber sicherlich auch unter dem Gebote steht, daß Ehre verpflichte.

Dieses alljährlich in den zeremoniösen Vorgängen der Ratserneuerung gestärkte Bewußtsein von Herrschaft und zugleich höchster Pflicht äußert sich in Allem, vorab in der Stellung des Rates zum Bischof, zu den Beamten und der Gemeinde, zu auswärtigen Potenzen. Auch in Einzelheiten einer immer deutlicher sich ausbildenden Etikette, wie z. B. dem großen Gefolge von Dienenden das den Bürgermeister oder Ammeister zu geleiten hat, in der Verleihung von Ehrenschilden Stadtfarben Wappenfenstern, in der Ausübung offizieller Gastfreundschaft.

Die letztere bestand hauptsächlich in der Darreichung von Ehrenwein, den der Rat durch seine Bedienten dem Gast überbringen ließ, sodann in völliger Bewirtung oder in Gesellschaftleistung bei Tische. Sorgfältig wurde hierüber Buch geführt, und diese Schenkweinlisten haben die Geltung einer wichtigen Geschichtsquelle. Sie belehren ununterbrochen über diesen Verkehr des Rates. Gestalten aus entlegener Ferne zeigen sich neben den unaufhörlich vorsprechenden Nachbarn. Unzählige Gesandtschaften die der Rat empfing, unzählige Konferenzen die hier stattfanden, sind in anderer Weise gar nicht überliefert. Der reiche lebendige Eindruck, den diese Rechnungsposten in ihrer Gesamtheit machen, ist außerordentlich; man sieht und hört das Hin- und Herreisen Reden Verhandeln Vorbringen und Antwortgeben, eine bunte Menge, ein nie aussetzendes vielstimmiges Geräusch.

Aber Schenkwein und Gesellschaftleistung steigern sich, wenn Fürsten einreiten oder gar des Kaisers Majestät selbst kommt, zu mächtigen Darbietungen der Stadt, bei denen es nicht mehr um ein paar Weinkannen und einige Schillinge geht, sondern um schwerbeladene Wein- und Kornwagen, um erlesene Salmen aus dem Rhein, um Herden von Schlachtvieh, um Gold- und Silbergefäße, selbst um Summen baren Geldes.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/269&oldid=- (Version vom 24.10.2016)