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Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 1.pdf/530

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vielgestaltig. Neben den Prälaten, die von den höchsten Rangstufen an vorhanden waren, neben der niedern Geistlichkeit, den „cortisani aus allen Landen“, den Gelehrten und „Schulpfaffen“, dem Schwarm von Schreibern kamen für die Stadt in besonderer Weise die Anhängsel des Konzils in Betracht. Zunächst die Zahllosen, die Niemandem verpflichtet waren, die Gaukler, Spielleute, gemeinen Weiber. Sodann die Gefolge Einzelner, die Schildträger, Reitknechte, Köche usw.; zu ihnen gehörten auch jene Familiaren, von denen Palomar sagt, daß sie zu gewöhnlichen Zeiten kurze Röcke trugen und ihren Herren bei Tisch aufwarteten, bei wichtigen Geschäften aber durch Anlegung langer Gewänder zu Klerikern gemacht wurden, in die Sitzung gingen und an den Abstimmungen teilnahmen. Namentlich aber waren für die Stadt von Bedeutung die zahlreichen dem Konzil folgenden Händler und Manufakturisten, von denen schon die Rede gewesen ist.

Dies sind Massen und Kategorien. Eine persönliche Vorstellung wird uns erst zuteil beim Gedanken an die einzelnen hervortretenden Gestalten, deren Namen mit der Geschichte der Kirche, des Geistes, der Gelehrsamkeit dauernd verbunden sind. Wie das Konzil in seiner Gesamtheit denkwürdig ist, so hat die persönliche Anwesenheit, das Zusammentreffen zahlreicher bedeutender Männer an diesem einen Orte einzigartigen Reiz. Wir müssen darauf verzichten, die lange Reihe dieser Namen hier zu geben, und nennen aus ihr nur den in Basel bekanntesten, Enea Silvio Piccolomini.

Er kam am 15. April 1432 nach Basel, im Gefolge des Kardinals Capranica. Zum Schreiber des Konzils ernannt, begleitete er im Oktober 1432 den Bischof Nikodemus von Freising zum Frankfurter Kurfürstentag, kehrte von diesem bald wieder nach Basel zurück und blieb hier, bis er im September 1433 mit dem Bischof Bartholomäus von Novara die Stadt verließ. Abgesehen von der raschen Durchreise im Juni 1435, auf dem Wege zum Kongreß in Arras, betrat er Basel erst wieder im Frühjahr 1436 und blieb nun hier, mit Ausnahme einer Reise nach Wien im Sommer 1438; im November 1442 verließ er Basel und das Konzil endgültig, um in die Dienste König Friedrichs zu treten.

Beim Konzil arbeitete Enea als Skriptor, dann als Abbreviator; er gehörte der deputatio fidei an und war Mitglied des Zwölferausschusses. Aeneas von Siena ist der Name, mit dem er in den Akten genannt wird.

Dies seine amtliche Stellung. Daneben finden wir ihn mitten im muntern und ausgelassenen Treiben des Schreibervolkes, keinen Genuß meidend, Haupt eines Freundeskreises, der ihm Basel zu Athen machte,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 511. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/530&oldid=- (Version vom 1.8.2018)