Plötzlich richtete Bärenburg den Blick auf das Schloß, das nach wie vor von dem Hügel, auf dem es erbaut worden war, recht überlegen auf das Städtchen heruntersah.
„Wie das aus dem Kamin raucht, aus zwei Kaminen,“ meinte er, „merkwürdig, es macht fast den Eindruck, als ob das Schloß bewohnt wäre. Ich muß fragen …“
„Unsinn! Sie glauben doch nicht, daß Swoyschin …“ fiel ihm der Feldmarschalllieutenant heftig ins Wort.
„Zdenko ist alles im stande,“ erklärte Bärenburg gelassen. „Ich sage Ihnen ja, wenn so etwas einmal vorüber ist, so ist es ein für allemal vorüber bei ihm. Er hat der höheren Gewissenhaftigkeit seinen Tribut gezahlt, er ist krank geworden, dann Schwamm darüber, es ist vorbei.“
„So etwas,“ Baron Stahl deutete mit dem Daumen über seine Schulter hinüber nach dem Schloß, „so etwas ist nie vorbei, man vergißt es momentan, aber dann kommt’s wieder.“
„Meinungsverschiedenheiten von zwei respektablen Gegnern, die sich hoffentlich darüber hinaus vertragen,“ lachte Bärenburg. Plötzlich vor Überraschung stehen bleibend, „Excellenz,“ rief er, „ich glaube, ich hab’ recht, wir treffen einen Bekannten.“
Nun war auch Baron Stahl zusammengezuckt.
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/299&oldid=- (Version vom 1.8.2018)