über dem Gesicht und in den gefalteten Händen ein Myrtenzweiglein neben dem schwarzen Kruzifix.
Rings um den schwarzsamtenen, mit silbernen Beschlägen geschmückten Sarg ein Wald von Blumen und grünen Pflanzen und eine Palissade von brennenden Wachskerzen in hohen und schweren alten Leuchtern. Und ringsum alles schwarz, die Wände, der Fußboden, der Plafond.
Die Totenflecke bedeckten ihr Gesicht, alles drängte, die Leiche zu bestatten, nur Swoyschin wehrte es. Endlich, als der Arzt erklärte, daß mit der Beerdigung nicht länger gewartet werden könne, machte ihm Swoyschin ein fürchterliches Geständnis.
Die Braut hatte ihm einmal den Eid abgenommen, daß, falls sie ihm vorstürbe, er ihr einen Dolch ins Herz stoßen solle, ehe man sie in die Erde versenke. Sie fürchtete sich, scheintot begraben zu werden.
Der Arzt und der Oberst hielten miteinander ein Konsilium. Ein Eid blieb ein Eid, selbst wenn er einem Ungeheuer zugeschworen worden war.
So wurde denn beschlossen, daß Swoyschin in Gegenwart des Arztes, des Obersten und Emma Ginoris seinen der Verstorbenen gegebenen Schwur erfüllen solle.
Blaß und starr, den Dolch in der Hand, schritt er durch den schwarzen Saal auf die Lichtinsel zu, wo der Sarg, in Weihrauchwolken gehüllt, zwischen
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/285&oldid=- (Version vom 1.8.2018)