Bärenburg, dessen unverwüstlicher Humor auch diesmal standhielt, hatte indessen eine Art Kotillon improvisiert.
Konrad Swoyschin, Zdenkos älterer Bruder, der, blaß, blond, lang und mager, vornehm, aber ohne Liebenswürdigkeit, mit seinem Monocle, seinem Diener und seinem Mops aus Abbazia nur für vierundzwanzig Stunden heraufgekommen war, um bei der bevorstehenden Hochzeit den kranken Vater zu vertreten, trat an Gina heran und reichte ihr ein Kotillonbouquet.
Sie dankte, aber an dem blonden, schattenhaften Konrad vorüber blickte sie nach ihrem Bräutigam.
Es fing an, spät zu werden. Man hatte erst um halb Zehn angefangen zu soupieren, jetzt ging’s auf Mitternacht.
„Ginerl, du thätest wirklich besser, dich zurückzuziehen,“ drägte die Gräfin Theres. „Komm, ich geh’ mit dir hinauf. Emma, red ihr doch zu!“
Aber Emma sprach kein Wort. Sie war noch bleicher geworden, aber sie rührte sich nicht, machte keine Miene, sich der Schwester zu nähern.
Zdenko hatte sich indessen in den Reigen gemischt. Er tanzte, und zwar tanzte er mit seiner Cousine Annie.
Anfangs tanzten die beiden miteinander, wie alle Leute tanzen, nicht mit mehr, nicht mit weniger
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/282&oldid=- (Version vom 1.8.2018)