in den dummen Buben, den Zdenko, vergafft haben, wie sich alle Weiber in ihn verliebten? Ach nein, das war ausgeschlossen. Sie hatten sich ja beide immer nur verwandtschaftlich geneckt und gern gehabt wie Bruder und Schwester.
Aber immerhin, Herr Gott! Das auch noch! Der Verdacht war ihm plötzlich gekommen, ganz plötzlich, und nun er gekommen war, ließ er sich nicht mehr abweisen. Jedenfalls durfte er sich seiner Frau gegenüber nichts anmerken lassen, entschied der alte Herr eilig. Wenn die etwas von der Sache merkte, wäre sie im stande, die Kleine nach Tirol zurückzuschicken, und ohne seinen Sonnenstrahl konnte es der arme melancholische alte Graf in dem Eulennest nicht aushalten.
Zwei große graulila Tauben mit metallisch glänzendem Kropf spazierten gravitätisch, die zarten rosa Füßchen zierlich vor sich setzend, über die grauen Quadern der Terrasse und tauchten ihre Schnäbel in die seichten Pfützen. Mit krächzender Stimme und ungeschicktem Flügelschlag flog ein wundervoller Pfau herbei, und seinen schillernden Schweif ausbreitend hockte er zu Füßen eines der Sandsteingnomen auf dem Rand der Balustrade nieder. Zwei kleine Pfauen trippelten hinter ihm drein.
Aus dem Park unten trug der feuchte, frische Wind ein paar rote Blätter über den Wallgraben
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/240&oldid=- (Version vom 1.8.2018)