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Seite:Vollmondzauber.djvu/207

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„Er kommt morgen,“ erwidert Emma tonlos.

„Morgen?“

„Er hat mir sein Ehrenwort darauf gegeben.“

„Ach, Emma, sorellina mia!“

Gina will die Hände der Schwester fassen und sie mit Küssen bedecken. Aber zum erstenmal in ihrem Leben wehrt Emma die Hände der Schwester von sich ab. „Laß mich,“ murmelt sie, dann geht sie auf ihr Zimmer zu, das an Ginas Schlafgemach stößt.

„Emma, wo gehst du hin? Erzähl’ mir doch!“

„Ich will mein nasses Zeug ablegen.“

Emma verschwindet.

Ginas Augen blitzen zornig, aber ihre Lippen verzerren sich vor wilder Freude. „Morgen,“ haucht sie vor sich hin, „morgen.“

Emma ist indes auf einen Sitz niedergesunken, sie denkt nicht daran, sich auszukleiden. Die Ellbogen an die Rippen gepreßt, die Hände ineinander gelegt, blickt sie vor sich hin. „Gott helfe mir,“ murmelt sie, „ich bin eine Verbrecherin, eine Mörderin, das bin ich,“ dann sich aufraffend wie aus einer dumpfen Erinnerung heraus: „Ma che ti fa! sie wird leben!“




Empfohlene Zitierweise:
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/207&oldid=- (Version vom 1.8.2018)