Im Regiment hatte es einen unangenehmen Eindruck gemacht, daß Zdenko schon wieder einen überstürzten Rückzug hatte antreten müssen. Die Sache war um so unangenehmer, als die Zells es dem ganzen Offiziercorps übelzunehmen schienen, was nur ein einziger verbrochen hatte. Es kamen keine Einladungen mehr aus Zdibitz, und die Offiziere, die nach dem Tennisfest einen Besuch bei den Zells abstatteten, wurden entweder gar nicht oder mit auffälliger Kälte empfangen. Die Ginoris kamen nicht zum Vorschein. Gina hatte überhaupt kein Mensch mehr gesehen seit jener Vollmondnacht im Mai.
Es lag wie ein Druck über dem ganzen Offiziercorps. Im Kasino ging es schweigsam zu, und auf dem Exerzierplatz that jeder seine Pflicht, ohne sich um den andern zu kümmern.
Jede Woche versammelten sich noch ein paar Offiziere in Monbijou, um Lawn Tennis zu spielen und nachträglich einen kleinen Imbiß einzunehmen bei dem dicken Swoboda, dem unternehmenden Gastwirt, der, ehemals Soldat, in seiner Jugend die Schlacht von Custozza mitgemacht hatte und noch heute die feste Überzeugung hegte, daß die Österreicher gewiß auch bei Königgrätz gesiegt hätten, wenn sich der Anton Swoboda – bei dieser Behauptung schlug er sich jedesmal auf die Brust – zufälligerweise in Böhmen anstatt in Italien befunden hätte.
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/177&oldid=- (Version vom 1.8.2018)