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Seite:Vollmondzauber.djvu/166

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mein Mann auch; in unserm Alter ist es eine Zumutung, wegen so einem Tanzerl bis zum Morgengrauen aufzubleiben. Aber bei der Gina ist es was andres … sie hat einen succès … die Herren sind wie verrückt, besonders der junge Swoyschin! Es wäre eine ganz passende Partie für Gina. Es war sehr hübsch, sehr nett, ganz nette Leute, die Offiziere, und die Märzfeld ist auch gar nicht so arg, wenn man sie näher kennen lernt. Nur ein bißl geziert. Anfangs machte ich mir Skrupel, ihr die Gina anzuvertrauen. Ich konnte das doch nicht thun, ohne sie aufzufordern, uns zu besuchen! Aber schau, daß du dich wieder niederlegst, die Gina kommt vor sechs Uhr früh nicht nach Hause, die Nacht ist zauberisch, sie tanzen im Freien, es ist Vollmond heute.“

„Vollmond!“ wiederholte Emma.

Sie trat an das Fenster, rieß es weit auf und blickte hinaus. Der Mond stand hoch am Himmel, sein Licht fiel auf die bleichen Leichensteine und schwarzen Kreuze des Kirchhofs, der unten am Fuß des Parks aus der Wiese emporragte.

Die Gräfin Zell wendete sich zum Gehen, an der Thür holte Emma sie ein und faßte sie beim Handgelenk. Die Gräfin sah auf und erschrak vor dem Gesicht ihrer Nichte. Ein solches Entsetzen stand auf den Zügen des sonst ruhigen Mädchens zu lesen.

Empfohlene Zitierweise:
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 2, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/166&oldid=- (Version vom 1.8.2018)