Klavier stand, und der an den Speisesaal stieß. Sie sahen alle hübsch und belebt aus, als ob sie sich auf einen vergnügten Abend gefaßt machten. Gina Ginori erschien etwas später als die andern, in einem frischen, weißen Kleid und mit einem Kranz auf dem Kopfe. Es war nicht mehr derselbe Kranz, den sie draußen bei dem Weiher getragen hatte, nicht ausschließlich aus Faulbaumzweigen zusammengefügt, nein, alles, was der Frühling zum Schmuck der Erde darbringt, mischte sich hinein, Maiglöckchen, Anemonen und ein paar goldenen Himmelsschlüsselchen, und das duftete, duftete.
Die Komtessen, die nicht daran gedacht hatten, sich auf ähnliche Weise zu schmücken, fanden, daß es eine Pose sei, mit solch phantastischem Kopfputz bei einer so anspruchslosen Gelegenheit zu erscheinen. Aber das war Ansichtssache.
Kurz nach Ginas Erscheinen setzte man sich zu Tisch.
Der Speisesaal war das letzte Überbleibsel der vergangenen Glanzperiode von Monbijou: ein mit verblaßten Fresken geschmückter Raum, von dessen hoher Kuppel ein aus geschliffenen Glastropfen zusammengefügter venetianischer Kronleuchter herabhing. Im Hintergrund befanden sich drei tiefe Nischen, in die große, alte Spiegel eingelassen waren, an der gegenüberliegenden Wandseite drei Glasthüren, die
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/153&oldid=- (Version vom 1.8.2018)