und das erfuhr der Oberst erst durch die Neckereien, mit welchen die Kameraden Swoyschin nachträglich verfolgten, oder mit denen sie vielmehr seinen allerneuesten Sieg betonten. Besonders Bärenburg, der aus guten Gründen auch nicht im mindesten auf seinen Vetter eifersüchtig war – seine eigenen Eroberungen gaben ihm ganz genug zu thun –, leistete Ausgiebiges hierin.
„Schade, daß Sie nicht dabei waren, Herr Oberst,“ bemerkte er zu diesem, als er am Abend jenes Tages bei einer freundschaftlichen Partie Billard im Offizierskasino mit ihm zusammentraf, „es hätte Ihnen Spaß gemacht, zu sehen, wie sich unser liebenswürdiger Zdenko wieder einmal in der Lilienknickerei geübt hat.“
„Aber so schweig doch, Tapsch, du bist unausstehlich!“ rief Swoyschin, der sich offenbar vor dem Obersten genierte, mit blitzenden Augen.
„Welche Lilie hat er denn neuerdings geknickt?“ fragte der Oberst, indem er mit strafender Miene an Swoyschin vorbeisah. Er wußte es nämlich ganz gut, um welche Lilie es sich handelte, aber er that nur so unschuldig, weil er auf Swoyschin böse war und ihn beschämen wollte.
„Nun, die Gina Ginori! Das Mädel benimmt sich ja rein wie verrückt!“ erklärte lachend Bärenburg. „Zu komisch!“ fuhr er fort. „Gegen uns verhielt sie sich so, daß wir geneigt waren, sie nicht
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/132&oldid=- (Version vom 1.8.2018)