Übrigens wäre es mir auch nicht im Traum eingefallen, Sie damit in Verbindung zu bringen … Hm! … Also Sie waren der Held der Geschichte?“
„Held!“ … Swoyschin zuckte die Achseln – „was Held … der unschuldige, fast ganz unschuldige Anlaß war ich … weiter nichts!“
„Hm! … hm!“ Der Oberst trommelte mit den Fingern auf dem Tisch; ganz geheuer schien ihm die Sache doch nicht zu sein.
„Vor allem,“ fuhr Swoyschin fast heftig werdend fort, „bitte ich, mir zu glauben, daß von leichtsinniger Verführung, – ja, von irgend einer Verführung gar nicht die Rede gewesen ist. Das eine von den beiden Mädchen – die, welche sich zuerst umgebracht hat –, kannte ich fast gar nicht – und die andre – mit der hab’ ich allerdings eine Zeitlang viel verkehrt. Ich hatte sie kennen gelernt … durch irgend einen Zufall …“
„Das kann ich mir anbetrachts der Lebensstellung der Armen denken,“ murmelte der Oberst.
„Sie that mir leid, – ich nahm mich ihrer an … aber ich versichere Ihnen, Herr Oberst …“
„Daß Sie die Situation nicht ausgebeutet haben!“
„Gewiß nicht,“ beteuerte er, „im Gegenteil.“ Und der Oberst setzte etwas trocken hinzu: „Ich glaub’s Ihnen aufs Wort. Gewiß war das Mädel der aggressive Teil.“
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/058&oldid=- (Version vom 1.8.2018)