Er kassierte diese feine Huldigung mit einem Schmunzeln ein und bestätigte den Empfang mit einem Handkuß. Im Grunde seines Herzens war es ihm vollständig gleichgültig, ob Frau Helene von Märzfeld an blonden oder schwarzen Männern Gefallen fand.
Sie hatte indessen ihr langstieliges Lorgnon an die Augen gesetzt, um Swoyschin dadurch zu fixieren. Er flüchtete sich vor ihren musternden Blicken in ein Nebengemach. Kaum hatte er sich entfernt, so setzte sich Bärenburg ans Klavier, wo er erst auf allgemeines Verlangen ein paar ganz neue komische und zeitgemäße Couplets vorzutragen begann und zwar mit der Verve von Alexander Girardi in seiner guten Zeit.
Sehr begabt, wie viele junge Österreicher, die ihre Talente häufig aus dem Grunde nie entdecken, weil sie das Leben auch ohne Zuhilfenahme derselben genügend kurzweilig finden, war er unter anderm fabelhaft musikalisch, viel mehr als Swoyschin, ohne jedoch, wie dieser letztere, mit einer Neigung für das Klassische behaftet zu sein. Er vermochte jede Melodie, die er einmal gehört, nachzuspielen und sie mit einer Begleitung zu versehen. Ja zuweilen, wenn ihm irgend ein Vers Spaß machte, erfand er sich die Melodie dazu selbst.
Nachdem er auf die Girardi-Couplets den berühmten Walzer „Nur für Natur!“ hatte folgen lassen,
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/036&oldid=- (Version vom 1.8.2018)