wieder von dem Pulver in den Brunnen hinab und rief:
„Geister der Tiefen,
Die unten schliefen,
Weichet zurücke
Vor meinem Blicke!“
Wieder las er im Buche; wieder warf er das Staubpulver hinab; wieder rief er, indem er zugleich mit einem Spiegel und Ringe über dem Brunnen wunderliche Zeichen beschrieb:
„Geister der Wellen,
Bringt es zum Hellen,
Was ihr da unten in feuchter Nacht
Lange bewacht,
Alle die Schätze, alle die Pracht!
Hört! ich beruf’ euch bei Nostradamus Spiegel;
Hört! ich beschwör’ euch bei Salomons Siegel,
Das da eröffnet der Hölle Riegel!
Hört! – Hört! – Hört! – –“
Der Bischof, welcher zufällig einen Blick in den Spiegel warf, sah wie sich plötzlich ungeheure Gestalten in demselben zu regen begannen; sie wanden und ballten und bäumten sich. Und wie die Geister im Zauberspiegel, so bewegte sich das Wasser im Brunnen; es zischte und schäumte und gährte, daß dem Bischof ein innerliches Grauen ankam. Doch
Josef Seiler: Volkssagen und Legenden des Landes Paderborn. J. Luckhardt’sche Buchhandlung, Cassel 1848, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Volkssagen_und_Legenden_des_Landes_Paderborn,_078.png&oldid=- (Version vom 11.5.2023)