Kirchen.
In einem Dorfe nicht weit von Cottbus wollten die Bauern eine Kirche bauen. Schon waren die Mauern des Baues etwa zwei Fuss hoch, da zerstörte der Böse sie wieder. Er trieb nämlich in der Nacht um zwölf Uhr eine Heerde Schweine in die Kirche. Diese wühlten den Boden so auf, dass die Mauern wieder einstürzten. Das trieb der Böse so lange, bis die Maurer es aufgaben, an dieser Stelle eine Kirche zu bauen: die Trümmer des Baues sieht man noch heute.
Eines Sonnabends trieb ein Schweinehirt aus Stradow bei Spremberg seine Heerde nach Hause. Plötzlich brach ein furchtbares Gewitter herein. In dem Augenblick, als dies geschah, hatte auch der Schweinehirt das Dorf erreicht. In seiner Angst trieb der Hirt die Schweine in die Kirche, welche gerade offen stand. Nachdem das Gewitter ausgetobt hatte, verliess die Schweineheerde die Kirche. Seit der Zeit hält der Kirchthurm in Stradow nicht mehr. So viel auch daran ausgebessert wird, immer fällt er theilweise wieder ein.
In Reuthen befinden sich die Mauerreste eines alten Baues. Man erzählt, dass sie von folgendem Vorfall herrühren. Die Bewohner von Reuthen wollten eine Kirche bauen. Sie hatten den Bau schon ziemlich weit gefördert, als einstmals ein Treiber mit einer Heerde von Schweinen
Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880, Seite 375. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Veckenstedt_-_Wendische_Sagen,_M%C3%A4rchen_und_abergl%C3%A4ubische_Gebr%C3%A4uche.pdf/395&oldid=- (Version vom 26.9.2016)