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Seite:Ueber die Liebe V 012.jpg

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Stufe tiefer, wenn auch hier noch ein zerebraler Faktor mitspricht, und der Liebe aus Sinnlichkeit, die auch der Wilde und das Tier kennen, steht füglich die unterste, elementare Rangstufe auf dieser Tafel der Werte zu.

Buch I enthält sozusagen die subjektive, psychologische Erklärung der „Krankheit“, die sich Liebe nennt, an der Hand eigener Lebenserfahrungen und Aufzeichnungen, Buch II die objektive, induktive Beweisführung an der Hand völkerpsychologischer und historischer Tatsachen. Das Chaos der persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen bedurfte noch mehr als das welthistorische Material eines ordnenden Fingers, der es in die richtige Perspektive rückte, den Durchschnitt der Fälle zu einer gemeinsamen Regel verband, die Ausnahmen beiseite nahm und die einzelnen Phasen unterschied. So ergaben sich als ruhende Pole in der Erscheinungen Flucht die beiden „Kristallbildungen“, abkürzende Formeln für ein paar verwickelte psychologische Vorgänge, und eine ganze aus der Materie herauswachsende Systematik.


4.

Über den Stil, in dem Stendhal sein Buch verfaßt hat, ist er sich selbst völlig im klaren. „Ich war so unverschämt, den eleganten Stil zu verachten.“ Sein Stil ist ein Ich- und Tagebuchstil, der dem Werke allerdings eine natürliche Frische und Ungezwungenheit verleiht und uns einen unmittelbaren Einblick in das Leben dieser eigenartigen Seele gewährt. „Einem Reisenden erlaubt man zu sagen: ‚Ich war in New-York, ich schiffte mich nach Südamerika ein, ich kam bis Santa-Fe-di-Bogotá. Die Mücken

Empfohlene Zitierweise:
Stendhal übersetzt von Arthur Schurig: Über die Liebe (De l’Amour). Leipzig 1903, Seite XII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_die_Liebe_V_012.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)