sehr genau, zog nun ein Bild heraus und beschaute die Rückseite, schob es in die Tasche und murmelte: „Das genügt!“
Suchte weiter und fand noch mehr – in der Gluck Schlafstube und im Mülleimer in der Küche, dessen Inhalt er auf den Boden gekippt hatte.
Dann kam er zu der Gefangenen zurück, rief den Portier und schickte diesen zur nächsten Polizeiwache, sagte sehr eindringlich: „Wenn Sie nicht schweigen, dann –! Also kein Wort – zu niemandem!“
Nun war er mit dem Weibe allein.
„Frau Gluck, wir Kriminalbeamten haben ein gutes Gedächtnis,“ meinte er gelassen. „Als der Mordprozeß Bruck verhandelt wurde, war ich zwar noch Rechtsanwaltsschreiber. Aber ich habe jenen Prozeß sehr genau verfolgt. Sie, Frau Gluck, waren in erster Ehe mit dem Friseur Hermann Müller verheiratet. Ich habe die Papiere in der Kommodenschublade gefunden. Ihre Tochter aus dieser Ehe hieß Emma – Emma Müller! Und Brucks angeblich ermordete Frau hieß als Mädchen ebenso! Sie lebt! Sie war diese Nacht hier!“
Die Gluck hatte den Kopf noch tiefer gesenkt. Sie regte sich nicht. –
Gleich darauf mußte sie sich zum Ausgehen anziehen und den Gang nach der Polizeiwache antreten, ohne daß dies jemandem auffiel.
Walther Kabel: Thomas Bruck, der Sträfling. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1923, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Thomas_Bruck,_der_Str%C3%A4fling.pdf/83&oldid=- (Version vom 1.8.2018)