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Seite:Therese Stählin - Auf daß sie alle eins seien.pdf/165

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bis in meine Träume, so daß mir vorgestern hier träumte, im Dettelsauer Missionshaus hätten sie neu gebaut und dazu vierundzwanzig Diakonissen von uns verlangt!!

 Das liebe alte Fräulein Döderlein sah wunderschön im Tode aus. Auf Herrn Rektors selbsteigenen Wunsch ließen wir sie photographieren.

 Gestern war Herr Pastor Georg Fliedner mit Herrn Konrektor auf der Jakobsruhe. Wir hatten ja in Dettelsau in letzter Zeit reichlich hohen Besuch: Zöllner, Schäfer, Mollwitz, Hoppe, Petran von Frankenstein etc., etc. Wir fühlten uns sehr geehrt!

 Nun wünsche ich Dir und Eurem ganzen Hause ein seliges Pfingstfest. Der heilige Geist suche jede Seele unter uns heim. Grüße alle.

Deine alte Freundin Therese.


An Schwester Marie Winterstein.
Neuendettelsau, Trinitatis 1906

 Liebe Schwester Marie, heute haben wir den letzten Gottesdienst in unserer Kirche gehabt. Wir ziehen auf ein Vierteljahr aus. Betet recht ernstlich darum, daß alles recht und gut wird. Am Sonntag gehen wir in die Dorfkirche. Das Kleine Abendmahl ist früh sieben Uhr im Blödenbetsaal. Die Abendgottesdienste sind auch da.

 Vorgestern meldete sich ein Herr: wann er Herrn Rektor sprechen könnte. Es heißt: erst abends neun Uhr nach der Probeschwesternstunde. Da geht er lange vor dem Haus auf und ab, überreicht dann dem Herrn Rektor ein Kuvert mit 5000 Mark (!) und reist am andern Morgen wieder ab. O Ihr wißt nicht, was das ist, wenn man so Gottes freundliche, leutselige Antwort auf geheime Bitten erfährt. Oder ja, was sag ich da! Ihr habt es selbst auch unendlich oft schon erfahren. Und wir wollen Ihm miteinander danken. Das Geld sollte für die Blöden sein.

 Fräulein Döderlein soll nicht unter uns vergessen werden, diese Vertreterin des kontemplativen Prinzips, das ja wohl in seiner Einseitigkeit keine Nachahmung finden soll, das aber als Ergänzung und Korrektiv in dieser unruhigen, eiligen, hastigen Welt und Zeit alle Beachtung finden soll...

Gott behüte Euch! Deine Therese.


Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/165&oldid=- (Version vom 17.10.2016)