Sollte mich tödten auf Berges Halde,
Und der Königin als Zeichen
Sollt’ er mein blutend Herze reichen;
Doch ich bat ihn so lange, so lang auf den Knien -
Da schoß er den Eber, und ließ mich fliehn.
Zwergenältester.
Schneeweißchen, Königstöchterlein,
Wie fandest du Weg und Steg allein?
Wer zeigte dir die sieben Berge?
Wie kamst du in das Reich der Zwerge?
Schneewittchen.
Sprangen zwei Rehlein mir voran,
Sah’n mit den braunen Augen mich an;
Saßen im Walde die Vöglein zu Hauf,
Schwangen zwei Vöglein sich vor mir auf;
Am Himmel zog ein Stern vor mir -
Und wie ich folgte, so bin ich hier.
Zwergenältester.
Schneeweißchen, Königstöchterlein,
Schlag auf die blauen Aeugelein,
Laß springen dein Herzlein wohlgemuth;
Sollst bleiben hier in unsrer Hut,
Im grünen Reich der sieben Berge!
Schneewittchen.
Wie kann ich euch danken, ihr guten Zwerge?
Theodor Storm: Sommergeschichten und Lieder. Duncker, Berlin 1851, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Storm_Sommergeschichten_und_Lieder.djvu/153&oldid=- (Version vom 1.8.2018)