Zum Teufel in den Krieg, und schlag den Türcken todt,
Und iag die Bauren aus, und thu die schwere Noth
Den feisten Gänsen an, den Grossen wie den Kleinen.
Friß Hüner, Schaf und Lamm, die Ferckel samt den Schweinen.
Wenn dis die Mutter hört, da geht der Lermen an.
Was, spricht sie, Dudendopf, was hat mein Kind gethan?
Soll mein Sohn in den Krieg? Dem Kalbes-Fell nachgehen?
Verkauffen Leib und Blut? Zwölf Jahrlang Schildwacht stehen
Um eines Monats-Sold? Dem Kaufmann warten auf,
Und hinter einen Busch verrennen seinen Lauf?
Und ob es glücken möcht, daß er in einem Streite
Sich wohl und tapfer hielt, und machte frische Beute,
Wie lange währet das? Was durch Pistol und Schwerdt
Im Huy erworben wird, das wird im Huy verzehrt.
Was hat er endlich mehr und bessers als zuvoren?
Vielleicht ein höltzern Bein und eben so viel Ohren.
Der Augen nicht vielmehr. Es folget ihm gemach
Ein gantzes Regiment auf seinen Rücken nach.
Ist das nicht wohl gethan? Was kommen euch für Possen
Itzunder in den Sinn? Kaum ist ein Jahr verflossen,
Da solt er mit Gewalt ein Bücher-Hase seyn,
Und plagen sich zu todt mit Griechisch und Latein.
Ein schöner Anschlag traun? Was ist ein Tinten-Juncker?
Ein Reicher ohne Geld, ein kahler Strassen-Pruncker,
Der etwa von Paris nur Titel bringt zu Hauß.
Den Hut auf einem Ohr. Im Beutel eine Lauß.
Vielleicht gedeyet er zu Ruten oder Stecken,
Des Kadmus Halb-Gesell, die Kinder nur zu schrecken,
Der niemals frölich ist, als wenn das Kirch-Spiel klingt,
Das Weib den Mann beweint, und er si bona singt.
Wozu hat der studirt, der schimpflich alle Morgen
Vom Brauer muß das Bier, das Brodt vom Becker borgen?
So lange Hering seyn, Saltz, Butter, Pech und Schmeer,
Gewinnt er wohl sein Brodt ohn Bücher und Gewehr.
Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/45&oldid=- (Version vom 1.8.2018)