Frisch durch die Seiten gehn, des Heldreichs Wald-Hauptmann
Fing lustig einen Tantz mit den Huldinnen an.
Je das ich. Je so schreib. Diß Elend ist entsprungen
Vom guten Vorsatz her, weil man mit fremden Zungen
Die edle Muttersprach zu schänden aufgehört
Und unsre Teutschen hat das reine Teutsch gelehrt.
Es war ein neu Gespräch gemählig aufgekommen
Und hatte mit der Zeit gantz überhand genommen,
Daß eine Zunge nur, ein Teutscher Mann allein
Aus nüchtern Munde sprach, frantzösisch, welsch, latein.
Und daß der späten Welt die Art nicht mag gebrechen;
So hört doch, wie ich selbst hab einen hören sprechen.
Ein braver Capitain, ein alter Freyers-Mann
Hub seinen Mengel-Muß mit diesen Worten an:
ça Maistre mache mir en faiçon der Frantzosen
Für gut contentement ein paar geraumer Hosen.
Ich selber bin mir gram, mir knurt der gantze Leib,
Daß ich jusqu’ à present muß leben ohne Weib.
Was hab ich nicht gethan? Was hab ich nicht erlitten.
O Cloris, dein amour und Schönheit zu erbitten?
Weil dein esclat so weit die andern übergeht,
Als wenn ein Diamant bey einem Kiesel steht.
Soleil de nostre temps, O Auszug aller Tugend!
O himmlische tresor! O Krone dieser Jugend!
Was hab ich nicht gewagt daß sich dein nobler Sinn
Zu meiner Basseté doch möchte lencken hin?
Und endlich möcht ich wol von einer Damen wissen,
Warum man mich nicht wil wie andre Kerrel küssen?
Hab ich nicht Mauls genug? Verhindert sie der Bart?
Hab ich der baisemains und meines Huts gespart?
Wie manche Gasse bin ich dir zu Dienst gegangen,
Wenn man des Abends pflegt die Flädermäuß zu fangen?
Wie oftmal hab ich dir zu später Mitternacht,
Auf meiner Cornemuse, ein Dudeldey gebracht;
Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/102&oldid=- (Version vom 1.8.2018)