„Ich billige völlig Ihren Wunsch, die Leser des ‚Narodnoje Tschtjenije‘ mit der Geschichte jener Personen bekannt zu machen, die durch ihre Fähigkeiten und Taten aus der dunkeln und stummen Masse gewöhnlicher Leute hervorgetreten sind. Derartige Aufklärungen können – so scheint es mir – einige zum Bewußtsein ihrer menschlichen Würde bringen, ohne welches ein Fortschritt der allgemeinen Entwicklung in den niederen Sphären Rußlands unmöglich wäre. Mein eigenes Los, im wahren Lichte dargestellt, könnte nicht nur gewöhnliche Menschen, sondern auch diejenigen, von denen das gemeine Volk abhängt, zum tiefen und für beide Parteien vorteilhaften Nachdenken veranlassen. Das ist, was ich durch die Beleuchtung einiger düsterer Tatsachen aus meinem Leben klarzulegen beabsichtige. Ich möchte dieselbe in ihrer Vollheit darstellen, wie es der selige S. T. Aksakoff in seinen Erinnerungen aus der Kindheit und Jugend[1] getan hat, um so mehr, weil die Geschichte meines Lebens einen Teil der Geschichte meines Heimatlandes enthält. Aber ich habe nicht die Kühnheit, in alle Einzelheiten einzugehn. Das könnte nur derjenige tun, der sich innerlich beruhigt hat und sich mit den tatsächlichen Umständen abfinden läßt. Gegenwärtig kann ich Ihrem Wunsch nur durch eine Darstellung des
tatsächlichen Lebenslaufes in kurzen Worten entsprechen. Wenn Sie diese Zeilen durchlesen, werden Sie vielleicht
- ↑ Die berühmte Familienchronik des Vaters der beiden Panslawisten Aksakoff. Er starb 1859.
Alfred Anton Jensen: Taras Schewtschenko. Ein ukrainisches Dichterleben. Adolf Holzhausen, Wien 1916, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taras_Schewtschenko._Ein_ukrainisches_Dichterleben._Von_Alfred_Jensen_(1916).djvu/27&oldid=- (Version vom 16.9.2022)