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Seite:Taras Schewtschenko. Ein ukrainisches Dichterleben. Von Alfred Jensen (1916).djvu/149

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Anklänge an Micklewicz’ „Dziady“ und die polnische Ukrainerschule. Es ist aber von unwiderruflicher Originalität und geht aus von dem alten ukrainischen Volksglauben, daß die Ukraine gänzlich zertrümmert werden müsse, falls die Moskowiten sich bis in den Grabhügel eingraben können, wo die Schätze Chmelnytzkyjs verwahrt sind.

In der ersten Abteilung schweben drei schneeweiße Vögel über Ssubotiw und setzen sich auf den Turm der alten Kirche. Es sind die Geister unseliger Jungfrauen, die verurteilt sind, herumzufliegen und die nicht eher in das Paradies kommen können, bis die große Gruft ausgegraben worden ist. Und was haben sie eigentlich verschuldet? Die erste, wie sie ihren Gefährtinnen erzählt, wurde bestraft, weil sie dem Hetman Bohdan Chmelnytzkyj mit vollen Eimern entgegengetreten[1] war, ahnungslos, daß er sich nach Perejaslaw begab, um den Moskowitern das Gelübde der Treue abzulegen. Hätte sie das gewußt, sie würde vorgezogen haben, die Eimer zu zerschlagen oder durch vergiftetes Wasser mit all den ihren den Tod zu finden. Die zweite mußte im Fegefeuer verweilen, weil sie in Baturyn das Roß des Zaren Peter getränkt hatte. Als die Moskowiter das berühmte Baturyn[2] eingeäschert hatten und Tschetschel[3] töteten, desgleichen die ganze Bevölkerung mit Ausnahme eines alten Weibes und der Jungfrau, die nach dem Siege von Poltawa vom Zaren gezwungen wird, sein Pferd zu tränken. Sie tut es und fällt tot um. Die dritte schließlich hatte der vergoldeten Galeere der Kaiserin Katharina zugelächelt, als diese ihren Triumphzug am Dnipró machte. Die Jungfrau ahnte nicht, war sie doch noch ein Kind, welch grimmigen Feind der Ukraine sie begrüßte. Die Vögel fliegen weiter und übernachten in Tschuta, dem Walde an der alten Ssitsch.

Dann kommen drei Krähen zum Vorschein; allegorische Anspielungen auf die Ukraine, Polen und Moskau. Die


  1. Nach dem ukrainischen Volksglauben heißt es einem Glück bringen.
  2. Die Residenzstadt von Masepa.
  3. Masepas Oberst.