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Seite:Taras Schewtschenko. Ein ukrainisches Dichterleben. Von Alfred Jensen (1916).djvu/141

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jagt dem Glück nach der Kosake,
     will kein Glück ihm sprießen.
In die Welt zog der Kosake,
     wogt das Meer, das blaue,
wogt sein Herze, warnt’s Gewissen:
     ‚Nicht zu sehr vertraue!

Wohin ziehst du sonder Fragen?
     In der Obhut wessen
lässest Vater du und Mutter,
     Liebchen unterdessen?
Fremde Lande – fremde Leute –
     fremd bist ihrem Herzen!
Keiner wird dein Freuen teilen,
     keiner deine Schmerzen.‘

Fern am Strand sitzt ein Kosake,
     wogt das Meer, das blaue,
dacht sein Glück zu finden, findet
     Elend nur, das graue …
Weinend sieht er Kranichscharen
     ziehn zum Heimgestade.
Dicht von Dornen überwachsen
     sind die Heimatspfade.“[1]

Schewtschenko, der geschworene Feind des zarischen Militarismus, der nie russischer Soldat werden wollte, er war selbst ein Schatten des verlorenen Kosakentums, ein Einsiedler, dem der Heimatpfad durch Dornen verwehrt war, und er könnte wohl auf sich selbst seine eigenen Worte beziehn:

„In die Welt hinaus zog traurig
     der Kosak als Waise,
suchte Glück und ging zugrunde
     dort im fremden Kreise;
schaute hin bei seinem Tode
     nach dem Sonnenscheine …
Schwer, ach schwer ist es zu sterben
     in der Fremd’ alleine.“

Aber in der Erinnerung an die alte ungezügelte Kosakenzeit hatte Schewtschenkos dichterische Phantasie ihre


  1. Übersetzt von Julia Virginia, Szpoynarowskyj und Georg Obrist.