Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica | |
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Weiblein genennet. Die so genannten Mäintzlein an Weiden sind erst nur ein Zäpflein / hernach blühen sie auf / theils grünlich / theils gelbe und reichen sehr wohl / hernach werden sie wollicht / fallen ab / und werden von Winde vertrieben.
Auf diesen blühenden Zäpflein finden die Bienen in Früh-Jahr fast die erste gute Nahrung dahero sehr nutzbar / dergleichen Weiden aufzubringen.
Der Saame an theils der kleinen Weiden / ist kleine und schwärtzlicht / alle mit einer weisen Wolle umgeben / damit ihn ohne Zweifel die Natur versehen / daß solcher von Winde hin und her vertrieben werden / auch desto eher Feuchtigkeit erlangen / und an sich ziehen können / wird genennet semen paposum, weil er gleichsam mit Pflaum-Federn bewahret ist und schwartze gantz dünne[WS 1] Strichlein in sich hat / so eigentlich der Saame seyn soll.
Wiewohl viele dafür halten / daß die Weide der einzige Baum sey / so keinen Saamen / oder Früchte trage / derohalben Homerus solche frugiperdas genennet.
§. 4. Der Nutzen von denen Weiden bestehet vornehmlich darinnen daß man die von der größern Art alle 3. Jahr Köppen / und behauen / auch aus den abgehauenen Aesten / Stangen Pfähle und dergleichen machen kan / daß also eine Weide continuirlich zu nutzen / und der Haupt-Stamm doch in seinem esse bleibet / so bey dem andern Holtze nicht dergleichen Art haben will.
Dieses köpffen nun soll wie gedacht alle 3. Jahr geschehen / denn wenn man solches bey gewächsigen länger lässet anstehen / so werden die Aeste allzu starck / daß sie der Wind fasset / die Aeste abreisset / den Stamm dadurch splittert oder gar umwirfft.
Man soll sie aber nicht gantz glatt am Stamm abköppen / sondern Sturtzeln von 2. 3. bis 4. Zoll stehen lassen / an welchen sie denn wieder ausschlagen: und also neue Schößling bekommen können / welches besser ist / als wenn sie aus dem kahlen Weiden-Kopff und harter Rinde wieder ausschlagen und neue Sprößlein treiben sollen.
Es kan auch ihnen solcher Gestalt durch die Kälte / Nässe und Hitze nicht so leicht Schade zugefüget werden / und selbe in den Stamm dringen.
Die rechte Zeit aber das Köpffen zu verrichten ist unterschiedlich.
Denn wenn das Weiden-Holtz gehauen wird / ehe der Safft darein tritt[WS 2] / so springt es nicht auf,
Ingleichen wenn die Weiden in Frühling und neuen Monde geköppet werden / so schlagen sie desto zeitlicher und besser wieder aus / das Holtz dauret auch länger / hingegen ists besser / daß man die so man zum Zäunen brauchen will / gegen dem Herbst / wenn das Laub fallen will / abhaue / so schwelcken sie dem Winter über desto besser, werden zach und zähe / weil der Safft zurück getreten ist / im Frühling aber / sind sie schon wieder voll Saffts / werden dahero nicht leicht wandelbar / faul / wurmstichich / und dauren nicht lange.
Anmerkungen (Wikisource)
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/358&oldid=- (Version vom 20.8.2021)