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Seite:Sylvicultura oeconomica.pdf/344

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

säen wird zwar geackert / aber der Saamen nicht eingeegt / weil sonsten allzu viel Erde drauf kommt / daß er nicht aufgehen kan.

Im übrigen darff dieses und ander wild Holtz insgemein nicht groß seyn / wenn es versetzet wird / denn es kan bey Bewegung der Winde nicht einwurtzeln / sondern verdirbet / daher nur kleine Stämmlein verpflantzet werden.

Und dieses mag gar wohl zu einer allgemeinen Regul dienen / weil man das wilde Holtz wegen der vielen Unkosten nicht wohl anpfählen kan / daß es jung versetzet werde / und weil es noch klein / so kan es Wind / Regen und Schnee nicht so leicht beschädigen / als die größern Stämmlein.

Die Holtz-Erde / so in alten Bircken gefunden wird / soll sehr gut zu Schirben-Erde seyn und dienen.

§. 27. Die Asche / Esche oder Eschen-Baum / lateinisch Fraxinus, so von Homero sehr gerühmet wird / auch wegen des Achillis Spieß bekant / ist ein ansehnlicher schöner Baum. Das Holtz ist leicht / zehe / und zu vielem Geräthe zu verarbeiten bequem / wegen des vielen Safftes / so er bey sich hat / ist auch sonsten sehr dauerhafftig.

Die Esche will ein gut Land haben / jedoch liebet sie fast allen Boden / außer den gar nassen / oder morastigen / sonderlich aber stehet sie an Ufern der Bäche und klaren Wasser gerne nach Reim:

Der Eschen-Baum
Liebt feuchten Raum

Ob diese Meynung aber nicht vielmehr von der Aspe zu verstehen / stellet man dahin / denn in hiesigen Landen / die Asche meist an trucknen Orten gefunden wird.

§. 28. Es ist aber dieser Baum ein recht nutzbar Holtz / so schnell wächset / und leichtlich aufzubringen ist / und wer die Mühe nehmen will / solches zu pflantzen / wird gewiß sonderlichen Nutzen daraus schöpffen / denn es ein Mann erleben kan / daß so viel Stämme er pflantzet / er auch vor seinen Absterben / solche als ausgewachsen noch verkauffen / und also / wenn viel Stämme sind / einen großen Nutzen davon ziehen und für gehabte Mühe reichlich geniessen kan / geschweige den profit, so es abwirfft / wenn mans zum Schlag- oder lebendigen Holtz ziehet / und nachdem es gesäet oder gepflantzet / in 8. oder 10. Jahren zu Stangen oder zu Feuer-Holtz abhauen mag / wie dann gewiß ist / daß die Esche / wann sie durch guten Saamen erzeuget und 10. Jahr gewachsen / sie gar wohl zu Hopf-Stangen und andern Gebrauch abgeschlagen / und ein Acker auf ein ziemliches / weil er viel träget / genutzet werden mag und können auch dabey so viel Vorständer bleiben als zum Ober-Holtze nöthig.

Nach 9. Jahren taugt solches Gehau schon wieder zum abholtzen / und weil ein Stock 3. 4. 5. oder 6. und mehr Sommer-Latten getrieben /

Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 328. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/344&oldid=- (Version vom 20.8.2021)