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Seite:Sylvicultura oeconomica.pdf/268

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

schlagen laßen wird / denn die Kosten nicht eben gar sonderbahr dabey seyn können.

§. 28. Also wäre es auch zu wüntschen, daß unterschiedene Arten von Holtz aus Ost- und West-Indien gebracht und in Europa gepflantzet würden / weil es viel Arten deßelben geben soll / so wir nicht haben / und uns doch vielen Nutzen schaffen könten / hingegen unterschiedliche Baum-Früchte und ander Holtz in solche Länder aus Europa mit ziemlichen Nutzen dahin gebracht und verpflantzet worden.

Die Reise Beschreibungen von allen Theilen der Welt geben uns zwar wohl etwas Nachricht von großen und in vielen Meilen bestehenden Wäldern und Einöden / und von der Größe / Dicke und Höhe der Bäume; aber es ist darbey zu desideriren / daß selbige nicht ausführlicher mit angehenget / in was Arten oder Speciebus solche bestünden / oder wie sie fortzubringen / zu säen / zu pflantzen, und in andern Ländern zu erzielen seyn möchten / damit man dererselben herrlichen Nutzen und Eigenschafften auch genießen möchte.

§. 29. Wir wollen aber inzwischen biß dem / was itzo angeführet ist / reiffer nachgedacht worden / zu denen Exempeln wiederum schreiten / welche gnugsam darthun / daß eine und andere Art Bäume gar glücklich von einem Lande in das andere könne unterbracht und fortgepflantzet werden / worinnen die Römer / wie in andern Dingen mehr sich sonderlich berühmt gemacht / und sich uns in diesem Stücke zur Nachfolge vorstellen. Lucullus ist der erste gewesen / der nach dem Mithridatischen Kriege aus Ponto die Kirschen in Italien bracht / von dannen sie wegen ihres grossen Nutzens und curiosität innerhalb hundert Jahren fast in alle Europäische Länder verpflantzet und durch das Pfropffen / oculiren / und gute Wartung / dergestalt an Grösse / Geschmack und Lieblichkeit verbessert worden: daß dergleichen schwerlich an dem Mutter-Orte / in Ponto zufinden seyn werden.

Wo nun die Römer durch ihre Waffen Land gewonnen / haben sie auch zu pflantzen angefangen.

Als sie Africam, Griechen-Land / klein Asiam und Syrien conquestirten / so haben sie auch allerhand Früchte aus selbigen Landschafften in Italien überbracht / als die Abricose aus Epiro / daher sie solche Epirische Aepffel genennet; die Pfirschen aus Persien / hinc mala Persica; die Citronen aus Media, Mala Medica, die Granat-Aepffel aus Carthago, mala Punica, die Quitten-Aepffel aus den Griechischen Insuln.

Die delicatesten Birnen haben in Alexandrien aus Numidien und Griechen-Land ihren Ursprung / uno daher haben sie solchen Früchten etlichermaaßen den Nahmen nach solchen Ländern gegeben.

Die besten Pflaumen sind aus Armenien / aus Syrien und vor allen aus Damasco kommen / deswegen sie auch den Nahmen Pruna Damascena

Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/268&oldid=- (Version vom 21.8.2021)