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Seite:Sylvicultura oeconomica.pdf/222

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Zahl ersetzen könne.

Uberdieß nehmen diese auch nicht viel Raum ein.

Da man nun zugleich auf die Gräserey und Unter-Holtz sein Absehen richten wolte / so ist darbey zu beobachten / daß des Ober-Holtzes nicht allzu viel seyn soll / damit jenes auch dabey fortkommen könne.

Denn das Ober-Holtz / sonderlich das große und weitästigte / benimmt die Sonne / die starcken Tropfen / so bey Regen-Zeiten davon fallen / verderben die Weide oder Graß / zu förderst aber das junge Unter-Holtz / und die großen starcken Wurtzeln ziehen alle Feuchtigkeit und Nahrung zu sich und von diesen ab / daß also wenig vor dieses übrig bleibet.

Denn so weit als ein Ober-Baum seine Aeste wirfft / so weit breitet er auch insgemein unten seine Wurtzeln aus / jedoch haben diejenigen Bäume / so Hertz-Wurtzeln führen / hierbey etwas sonderliches / weil sie ihre Wurtzeln nicht so weit umher aus lauffen laßen / sondern vermittelst der Hertz-Wurtzel / welche gerade und tieff in die Erde gehet / die Nahrung aus der Tieffe an sich ziehen / und also den Wiederwachs / Unter-Holtz und Gräserey gerne um sich leiden und auffkommen lassen.

§. 5. Aus diesen Ursachen ist auch in hiesigen Landen nahe / zwischen und neben den Ober-Holtze / kein Getraide zu säen, es mag Nahmen haben wie es wolle; hingegen in andern oder in warmen Ländern nicht also / sondern es sind die Felder mit Bäumen besetzet / wachsen auch noch wohl Weinstöcke an denselben auf.

Allhier aber thun die vielfältigen Regen und Tropfen / so von denen Bäumen fallen / an Getreyde Schaden / die Wurtzeln nehmen den Gewächsen so darneben sind / die Nahrung / der Schatten von Bäumen benimmt ihnen die Sonne / da hingegen in warmen Ländern der Schatten vorträglich / die Sonne reflectiret auch also starck von Bäumen ab, und dämmet in die Felder, hinein daß alles Getraide davon verbleichet und verschwindet / so frißet auch das Baum-Laub so wohl Getreyde und Graß hinweg und verdemmts / daß nichts davon auffwachsen kan.

§. 6. Wo man also Ober-Holtz zum Bauen haben muß / so solte man besser thun / man ließe hierzu nach advenant den zehenden oder fünfften Theil seines Holtz-Bodens / zum Exempel von 100. Ackern deren 10. oder 20. absonderlich aufwachsen / und dargegen 90. oder 80. Acker zu Unter- oder Schlag-Holtz stehen / so wird man sehen / daß wegen bessern Wachsthum des Unter-Holtzes / und reicherer Hutweyde mehr profit zu haben / als wenn das Ober- und Unter-Holtz unter einander gemenget ist / gestalt auch jenes / wo es keine Hindernüße von diesen hat / schneller und besser fort zuwachsen pfleget / weil solches zwischen dem Unter-Holtz selten einen

Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/222&oldid=- (Version vom 21.8.2021)