Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica | |
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und von welcher Art zu säen und zu pflantzen sey.
Es ist ein Sprich-Wort: Wo viel Gebürge und Holtz ist / wächset wenig Getraide: ingleichen / wo viel Holtz und zum Einheitzen überley ist / so sind hingegen ins gemein die Scheuren klein und vom Getraide leer / darum es wohl rathsam / daß man geringen Boden zum Holtz-Wachs widme / und nicht mit Säung des Getraides die Zeit verderbe / und vergebliche Unkosten aufwende.
§. 6. Welche Gegenden oder Boden aber nun ein jedes Geschlechte der Bäume am meisten liebe und darauf am besten fortkomme / darvon ist in etwas oben Meldung geschehen.
Wird also anbey zuförderst einem jeden Hauß-Wirthe dieses reifflich zu überlegen seyn.
Denn wenn man solches wohl ergründet hat / so ist es schon so viel als das gewonnene Spiel in Händen haben.
Man hat hiernechst gnugsam observiret und in der Experientz, daß obgleich auf einen Refier das schönste Fichten- und Tannen-Holtz ehemahls gestanden / hernachmahls allerhand Laub-Holtz (in Fall dergleichen in der Nähe gewesen) als Eichen / Buchen / Ahorn / Linden daselbst ausgeschlagen & vice versa. Davon wir die Ursachen in folgenden Capitel untersuchen wollen.
Es ist auch gewiß / daß das Laub-Holtz nach und nach das Fichten- und Tennen-Holtz / so darzwischen stehet / selbst vertreibe. Denn dieses wirfft wohl viel Saamen von sich / er kan aber unter den Laub-Holtz nicht wohl aufkommen. Hingegen schläget das Laub-Holtz an Stamm und Wurtzeln aus und kan auch dessen schwerer Saamen / eher als jener / welcher sehr leichte ist / die Erde ergreiffen / also auch aufgehen und sich vermehren. Aber wieder auf unser Vorhaben zu kommen / so ist es nicht jedermans Werck zu judiciren / welche Art Holtzes dieser oder jener Boden am besten und gewissesten träget / und wie solchen mit Abführung der Wasser oder mit Wässerung / item mit Sand / Leimen / Schmergel / Asche / Ausbrennung und dergleichen zu helffen.
Der gute und schlimme Boden verursachet / daß eine Art von Holtz gantz ein ander Ansehen alda hat / oder ein Stamm immer besser als der andere aufwächset und aussiehet dergestalt / daß man glauben solte / dieser so auf guten Boden stehet / sey eine gantz andere Art / als der so in geringerer Erde sich befindet / da sie doch würcklich beyde einerley Art und Geschlechtes seyn / und bloß die gute und geringe Eigenschafft des Bodens / eine merckliche Veränderung / so wohl an Laub und Rinden / als auch an Aesten / Früchten und den Saamen selber giebet.
§. 7. Was nun gute Erde seyn möge wird vor allen nöthig zu betrachten seyn.
Man findet in denen Wäldern gantze Flecke
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/170&oldid=- (Version vom 21.8.2021)