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Seite:Sylvicultura oeconomica.pdf/13

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

und Ausstreuung des Wald-Baum-Saamens / in dessen noch auf ein Neben-expediens, wie man zeitiger und ehe die besäeten Revieren bestanden und brauchbar werden / Holtze wieder gelangen können / zu dencken seyn / worzu das nähest- und thulichste Mittel seyn dürffte / daß man theils des gesäeten Laub-Holtzes / sogenannten Schlag-Holtze / von allerhand bald wieder / und aufn Stock ausschlagenden und herfür wachsenden wilden Stämmen und Bäumen / insonderheit Ahorn / Aschen / Bircken / Eicheln / Roth- und Weiß-Buchen / Haselstauden / Espen / Ilmen / Rüstern / Erln etc. zuerziehen / Mühe und Fleiß wird anwenden müssen / denn solch Schlag-Holtz eben auch auf denen Revieren und Stock-Räumen / wo vorhin das Tangel-Büchen- und andere Holtz gestanden / sein gutes Fortkommen hat / und wenn dieselben einmahl damit angebracht / theils alle 5. sonderlich das Erlene / da es auf guten und gewüchsichen Boden stehet / und theils in 10. 15. bis 20. Jahr nützlich abzutreiben / auch zum Schmeltzen tüchtiges Kohl daraus zu zubereiten / das Reißig aber zum Ertz-Rösten / wie auch in gemeinen Haußwesen wohl zu gebrauchen ist.

Und dieser modus den Saamen zusamlen / und zu säen und das junge Holtz zu Schlag-Holtz zu ziehen / und zu pflantzen / ist nicht alleine in andern Ländern eingeführet / sondern auch theils von Churfürst Augusto zu Sachsen etc. höchstseeligsten Andenckens / in Dero Anno 1560. aufgerichteten Holtz-Ordnung darauf besonders reflectiret worden / ja es hat dieser Glorwürdigste Churfürst darzu selber eine solche inclination gehabt / daß er viel wilde Bäume sonderlich Eichen (von eben denen noch heute zu Tage hierzu Lande viel noch verhanden und zu zeigen sind /) selber gestecket und gepflanzet / und zu dem Ende / wenn Er zu Pferde aufn Lande gewesen / je zu weiln eine Tasche voll Saam-Eicheln am Sattel hengen gehabt / sich auch einen langen hohlen küpffern Rohrstab nachführen lassen / womit er an thuligten Orten zu Pferde sitzend / ein seuchtes Loch in die Erde gestochen / eine Eichel aus der Tasche gelanget / sie durch das Rohr in das Loch fallen und hernach dasselbe zuebnen lassen, welchen und dergleichen höchstrühmlichen Exempeln dann um so viel weniger privati und gemeine Leute / mit ihrer Sorgfalt und Fleiß beym Baum-Saamen säen / nachzuahmen, etwas zu spahren haben / weil es ein gut practicables und Land und Leuten höchst nöthig und nützliches Werck ist / dadurch man / nechst Göttlicher Hülffe und Benedeyung die verödeten Holtz-Revieren wieder anbauen und dem Bono publico, so wohl bey der allgemeinen oeconomie, als bey dem edlen Berg- und Schmeltz-Wesen / keine größere Vorträglichkeit machen kan /

Cum Divitiae Patriae perennus sint arbores & Sylvae
Et opprobrium esset, negligere arborum culturam. Dahero zu
Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite XIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/13&oldid=- (Version vom 17.1.2018)