bringen,“ sagte Hauke; „so rasch wird der Stecken nicht vom Zaun gebrochen!“
Das wollten Wenige zugeben. „Aber Dein Profil!“ sprach ein Dritter, was Neues auf die Bahn bringend; „der Deich wird ja auch an der Außenseite nach dem Wasser so breit, wie Lawrenz sein Kind nicht lang war! Wo soll das Material herkommen? Wann soll die Arbeit fertig werden?“
„Wenn nicht in diesem, so im nächsten Jahre; das wird am meisten von uns selber abhängen!“ sagte Hauke.
Ein ärgerliches Lachen ging durch die Gesellschaft. „Aber wozu die unnütze Arbeit; der Deich soll ja nicht höher werden als der alte,“ rief eine neue Stimme; „und ich mein’, der steht schon über dreißig Jahre!“
„Da sagt Ihr recht,“ sprach Hauke, „vor dreißig Jahren ist der alte Deich gebrochen; dann rückwärts vor fünfunddreißig, und wiederum vor fünfundvierzig Jahren; seitdem aber, obgleich er noch immer steil und unvernünftig dasteht, haben die höchsten Fluthen uns verschont. Der neue Deich aber soll trotz solcher hundert und aber hundert Jahre stehen; denn er wird nicht durchbrochen
Theodor Storm:Der Schimmelreiter. Berlin: Gebrüder Paetel, 1888, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Storm_Der_Schimmelreiter.djvu/138&oldid=- (Version vom 1.8.2018)