Da legte sie die Arme fest um seinen Nacken: „Du hast recht, Hauke, und was kommt, kommt für uns Beide.“ Dann löste sie sich erröthend von ihm. „Du wolltest von dem Schimmel mir erzählen,“ sagte sie leise.
„Das wollt’ ich, Elke. Ich sagte Dir schon, mir war Kopf und Herz voll Freude über die gute Nachricht, die der Oberdeichgraf mir gegeben hatte; so ritt ich eben wieder aus der Stadt hinaus, da, auf dem Damm, hinter dem Hafen, begegnet mir ein ruppiger Kerl; ich wußt’ nicht, war’s ein Vagabund, ein Kesselflicker oder was denn sonst. Der Kerl zog den Schimmel am Halfter hinter sich; das Thier aber hob den Kopf und sah mich aus blöden Augen an; mir war’s, als ob es mich um Etwas bitten wolle; ich war ja auch in diesem Augenblicke reich genug. „He, Landsmann!“ rief ich, „wo wollt Ihr mir der Kracke hin?“
Der Kerl blieb stehen und der Schimmel auch. „Verkaufen!“ sagte Jener und nickte mir listig zu.
„Nur nicht an mich!“ rief ich lustig.
„Ich denke doch!“ sagte er; „das ist ein wacker Pferd und unter hundert Thalern nicht bezahlt.“
Ich lachte ihm ins Gesicht.
Theodor Storm:Der Schimmelreiter. Berlin: Gebrüder Paetel, 1888, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Storm_Der_Schimmelreiter.djvu/130&oldid=- (Version vom 1.8.2018)