nicht bis zu dem tiefsten hinabstimmt. Sein Gebrause
würd’ ihr Gehirn sprengen.
Franziska. Dein Blik ist Gift! Ich sag’s dir noch einmal. Blikke mich an, und ermorde mich. (auf ihn zu.)
Pedrillo. Wurm! (stößt sie zurük) Deine Mükkenstiche gehen kaum durch meine Haut.
Franziska. (Läuft wüthend herum) Ist denn alles für mich taub? Alle ihre Mächte, die ihr mehr seyd, als ich? Soll die Stunde ewig zögern, die mein Leben in Purpur kleiden wird? Oder bin ich so ein ganz verworfenes Geschöpf? – War mein Gebet Heucheley? Gebet vor den Augen der Menschen? O, warum zerborst mir denn nicht das Knie, wenn ich mit heiligem Eifer in der Kirche hinstürzte? Warum ward ich nicht zur Säule, wenn ich auf den eiskalten Steinen stundenlang da lag, und kaum mein Menschseyn noch fühlte? Hier steh’ ich, als das Ziel des Wetteifers aller Arten des Unglüks. Als wenn meine Todesstunde alles Glük, das ich hier auf Erden genießen soll, in sich faßt!
Katelli. Wir müssen nie auf die Dornen dieses Lebens zürnen, denn wir wissen nicht, wozu die Wunden, von ihnen gerissen, uns nützen.
Anonym (= Christian Julius Ludwig Steltzer): Franziska Montenegro. 1781, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steltzer_montenegro.pdf/89&oldid=- (Version vom 4.2.2025)