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Seite:Steltzer montenegro.pdf/86

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spür’ ich in dir. Kaum sah ich dich, so merkt ich’s, und nahm dich zum Lehrer. Des nicht eingedenk, was mich martert, bin ich jezt mehr, als Mädchen, und fühle mich stark genug, mir den Dolch mit aller Kälte in’s Herz zu stoßen. So ruhig du auch bist, so hast du doch gewiß auf deine Sicherheit gedacht. Du hast ein Stilet; gib mir’s.

Katelli. Du überschreitest Menschenpflicht. Dein Leib ist nicht dein Eigenthum. Dies Kleid ist deiner Seele nur geborgt, in den Jahren deiner Pilgerschaft auf dieser Erde damit einher zu wandeln. Da es nun nicht dir gehört, darfst du’s wohl zerreissen? Würd’s dir nicht sauer werden, es zu bezahlen? – Das werd’ ich nicht thun, gute Franziska. Diese That würde die guten Handlungen deines und meines Lebens mit einem Schleyer überziehn. Und sollt’ ich dir eine Bitte erfüllen, da du mir die meinige abgeschlagen hast? Franziska, folge mir!

Franziska. (Nach einer Pause) Du vermagst mehr über mich, als ich selbst. Ich will die lezte Rettung mit dir wagen. Aber wenn alle Aussicht uns abgeschnitten wird, denn versage mir die Bitte nicht.

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Anonym (= Christian Julius Ludwig Steltzer): Franziska Montenegro. 1781, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steltzer_montenegro.pdf/86&oldid=- (Version vom 12.2.2025)