Wonne drüber gegossen. Ich habe dich noch einmal
gesehen. – Aber, Katelli, was dreistest du
dich um mich? Du handelst als Jüngling, nicht
als Mann. Heißt es nicht willig ins Grab hineinspringen,
wenn man über diese Schwelle trit?
Katelli. Unter dem Schuz dieses Anzugs und der Verstellung hab’ ich’s gewagt. Und noch mehr hätt’ ich um dich gewagt! Er hat mir selbst die Thür geöfnet, so blind ist er. Unser Rükweg wird eben so sicher seyn. Ich habe doppelte Kleider. Eins bring’ ich dir.
Franziska. Du überdenkst nicht, was du thust. Wir müssen Argusaugen betrügen.
Katelli. Und du gehst zu behutsam. Ich habe ihnen eine veste Binde vor die Augen gebunden.
Franziska. Das denkst du, Bester. Wenn dich aber nur eines mit halben schielenden Blikken sieht, so erwarten dich Todesmartern, im langen Blutrath erdacht. Dies mußt du vergessen. Aber ich hab’ eine Bitte, die schlag mir nicht ab. Ich sitze hier, wie du weißt, bewahrt mit Unschuld; allein hier ist sie ein schwacher Schild. Ich muß sterben, in kurzer Zeit sterben. Ich sehe, du hast deinen Geist in Ruhe gesezt. Kein Fünkchen Grimmes
Anonym (= Christian Julius Ludwig Steltzer): Franziska Montenegro. 1781, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steltzer_montenegro.pdf/85&oldid=- (Version vom 4.2.2025)