Wuth, zu allem bereit, was menschliche Natur noch
übersteiget, meinen Fuß; und auf der andern Seite
ruft mir der Hang, der allen Menschen angebohren
ist, der Hang zum Leben zu: Entfliehe, Katelli!
Klimme über Felsen hinweg! – Was soll ich
nun thun? Hier harren und mit dem Schiksal hadern,
ist mir Trost auf keiner Seite. Soll ich
meine Franziska verlassen? Oder geduldig zusehen,
wenn man sie in die Wolfsgrube hineinwirft?
Nein! Ich will für sie hineinspringen, und mit
den tobenden Bestien kämpfen. Oder ich will ihr
selbst den Dolch ins Herz rennen, wenn ich sie nicht
retten kann, und dann von ihrer welkenden Wange,
von ihren erblaßten Lippen den Tod auch für
mich abküssen! – – Aber warum weil’ ich deshalb
hier, wo die Hippe des Todes schon um meinen
Kopf herumschwirrt? Er hat mich hereinschlüpfen
sehen, und sinnt jezt schon vor der Thür des
Schlosses den rauhsten Weg zum Tode für mich
aus.
Katelli und Anton.
Anton. Endlich find’ ich sie, nachdem ich weit und breit herumgelaufen bin. Um ihres alten Vaters, um die lezten Worte des alten Montenegro’s bitt’ ich sie, retten sie sich.
Anonym (= Christian Julius Ludwig Steltzer): Franziska Montenegro. 1781, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steltzer_montenegro.pdf/68&oldid=- (Version vom 11.2.2025)