Ein Vorsaal in Montenegro’s Schloß, den eine Lampe ganz schwach erleuchtet
Katelli allein, kurz angezogen, in einen Mantel verhüllt und einen blossen Degen in der Hand haltend.
(Nach dem Gartenfenster zu) Bald wird der Mond aufgehen, und ich noch ohne dem Mädchen? Muß sie noch leiden lassen, ohne dem Strom meiner Rache freyen Lauf geben zu können? Und Pedrillo? – Gedulde dich, liebe Seele! Er soll büssen! Heute noch! – Wie alles so still ist; alles sich zur Ruhe rüstet! Vom Fürsten an, bis zu dem Wurm, der an seinen Thron nagt; nur ich nicht! Holder Schlaf, du warst oft der Tröster meines schwärmenden Geistes; aber jezt ist deine Hülfe zu schwach. Er hat seine Schranken gesprengt; ist das schäumende wilde Roß, das jedem zu muthig ist. – Wie unter Ungeheur, die auf mich einkrallen, steh’ ich hier! Erbarmer genug um mich her, aber kein Retter! – Was ist doch der Mensch für ein schwaches, furchtsames Ding! Schüchtern und unentschlossen steh’ ich da, und weiß nicht welchen Weg ich wandeln soll. Auf der einen Seite kettet heisse Liebe und tolle
Anonym (= Christian Julius Ludwig Steltzer): Franziska Montenegro. 1781, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steltzer_montenegro.pdf/67&oldid=- (Version vom 11.2.2025)