Zisterzius. Ich muß sagen, die Antwort hätt’
ich, ein geweyheter Priester, von ihnen nicht erwartet.
Mont. Ich habe alle Hochachtung für sie und ihren Stand, aber – sie werden’s selbst wissen – es gehen viele in der falschen Kutte eines Priesters herum, die den Buben im Herzen haben. Nehmen sie’s mir nicht übel. Ich bin immer so geradhin raus, obsgleich nicht gut ist. Ich hätte da einen hübschen feinen Brey herumgiessen sollen; alsdenn verdaut sich so etwas besser. Nun, was ist ihr Begehren, Herr Pater, und wer sind sie?
Zisterzius. Ich bin ein Klosterbruder. Schon längst ist der Ruhm von ihnen und ihrer Familie zu meiner einsamen Zelle gedrungen. Da ich nun stets von frommen Leuten viel gehalten habe, so war’s schon längst mein Wunsch, sie persönlich zu kennen. Ueberdem bietet sich mir jezt eine Gelegenheit dar, wobey ich ihnen Dienstwilligkeit und Liebe für ihr Haus beweisen kann.
Mont. Von dem Ruhm meiner Familie ist wohl nicht viel zu sagen; denn sie ist eben nicht in die große Welt gekommen. Es ist immer meine Regel gewesen; Still und dabey redlich gelebt! Wenn sie den Ruhm aber in meine Frömmigkeit setzen, so mag’s seyn, denn sie hat mein ganzes Haus zum Führer, bis ins Grab erwählt.
Anonym (= Christian Julius Ludwig Steltzer): Franziska Montenegro. 1781, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steltzer_montenegro.pdf/25&oldid=- (Version vom 20.1.2025)