Die mir tief bis in die Seele drang
sanfte Winde brachten sie hernieder
Daß im Hain es leise wieder klang
Und nun kömmt sie nimmer nimmer wieder.
O! die tiefste Seele war in diesen Tönen
Ewig hofnungsloß ist all mein stilles Sehnen
Blumen die an Bächen lieblich blühn
Bäume die im klaren See sich spiegeln
Ringsum all in diesen Ton erglühn
Selbst in Felsen und Bebuschten Hügeln
Alles ist von diesem Ton beseelt beweget
Der sich ewig mir im Herzen reget.
Alle Blumen kommen zu ihr hin
Gräschen, Veilchen, Rosen, MaienGlöckchen
Grüßen kränzend ihre Königin
Selbst das allerschönste Rosenstöckchen
Diese Lieblichste die je mein Aug gesehen
Seh ich mit Entzücken vor mir stehen.
wie die Sonne sich im Meere kühlt
Senk ich meinen Blick mit stiller Freude
fühl sie wie man eignen Willen fühlt
Seelenvoller hallt der Wald um Beide
und diß alles, alles ist jetzund verschwunden
Ewig glühn in meiner Seele diese Stunden.
Immer bringt es mir Ihr Bild zurück
Was ich tief in meine Seele denke
Alles gute, vorgegangne Glück
Wenn ichs einst im Lethestrom versenke
nur dich süßes Bild das mir von Ihr geblieben
Dich allein nur werd ich dann noch immer lieben.
Find ich mich so schrecklich dann allein
In Verzweiflung seh ich Tod das Leben
Jetzt und zukunft ist mir Todespein
Qualen sind mir dan wie Tod so leben
O der hat den Schmerz der Seele nie gefühlet
Den der Tod den glühnden Busen kühlet.
Hin sind alle Pläne alle Kraft
Irre geh ich fort vom Thal zum Hügel
Ohne Ruh, dem Orte nur entraft
nur zu ihr ziehn meiner Seele Flügel.
Sinken mir nun auch erschöpft die Augenlieder
selbst im Tode find ich keine Ruhe wieder
Reinhold Steig: Zu Otto Runges Leben und Schriften. Fromme, Leipzig und Wien 1902, Seite 667. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steig_Runges_Leben_und_Schriften.djvu/8&oldid=- (Version vom 1.8.2018)