Reinhold Steig: Frau Auguste Pattberg geb. von Kettner darin: Alois Wilhelm Schreiber: Ein altes Volkslied | |
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Er zieht es mit dem Stabe 10 Wohl an den Binsenrand,Doch aus dem Wasser hebet 15 „Komm, lieber Knab’, ich macheDir viel Geheimes kund. 20 Wenn du dich mir ergiebst.“
25 Er irret durch die Berge,Der Gram das Herz ihm frisst, |
– das trotz mehrfacher in das Moderne fallender Wendungen doch wirklich auf volksmässiger Grundlage ruht, und als Ganzes mir geschlossen und wohlgelungen scheint. Dies, in der Wochenschrift vom 18. Dezember 1807 Sp. 815 anonym gedruckte Gedicht rührt nun von Schreiber her, wie daraus folgt, dass es sich später in seinen „Gedichten und Erzählungen“ (1812, S. 41), in den „Poetischen Werken“ (1817, Bd. 1) und in den „Sagen aus den Rheingegenden, dem Schwarzwalde und den Vogesen“ (1839, 2. Bändchen S. 255) wiederfindet. Aber hier immer ohne den Hinweis auf volkstümliche Herkunft und mit folgender Abweichung des Titels und der ersten Strophe
Der Mummelsee. Hoch auf dem TannenbergeDa ist ein schwarzer See, |
und wer je zum Mummelsee hinaufgestiegen ist und der Sagen über ihn sich erinnert, wird glauben, dass in Schreibers Gedicht von Anfang an kein anderer See als der Mummelsee gemeint gewesen sei. Indem ich mir aber vergegenwärtige – worüber ich aus Anlass des Goethe’schen Klageliedes in Sauers Euphorien 2, 814 gesprochen habe –, welche Bedeutung gerade damals „Da droben auf jenem Berge“ für Brentano erlangte, so denke ich, dass an dieser Stelle Brentanos persönlicher Einfluss auf Schreiber auch litterarisch zu erkennen sei. Er sammelte ja gleichfalls für das Wunderhorn, das er in Nr. 4 seines Blattes als eine Sammlung „ächt teutscher Volkspoesieen“ rühmte.
Brentanos Mitarbeiterschaft kam der Wochenschrift von ihren Anfängen an zu Gute. Der bekannte „Brief an den Herausgeber über das Sprichwort: Dir geht es wie dem Hündlein von Bretten“ (18. Juli 1806).
Reinhold Steig: Frau Auguste Pattberg geb. von Kettner. Koester, Heidelberg 1896, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steig_Frau_Auguste_Pattberg.djvu/9&oldid=- (Version vom 1.8.2018)