Ordnung“ für künftig das Wort zu reden; und zweitens konnte er trotz ehrlicher Bemühung noch nicht die völlige Herrschaft über die Originalpapiere gewinnen. Auch die handschriftlichen Blätter der Frau Pattberg sind ihm zu Gebote gewesen, ohne dass er hier wie in anderen Fällen wissen konnte, von wem sie stammten. Auch seinen Mitteilungen an Birlinger und Crecelius haftet dieser Mangel an. Eine künftige Arnim-Ausgabe wird also von Erks Bearbeitung wieder abgehen und zur ersten Ausgabe zurückkehren müssen. Doch seien, sagt Erk selber, die Nachlasspapiere Arnims nicht ohne Frucht für seinen Liederhort geblieben, der sich ja überhaupt mit seinen Texten und Melodien eng an das Wunderhorn anschliesse. Wenn nun z. B. im Liederhort S. 345 zu dem dem Wunderhorn 2, 221 entnommenen Liede
Wo’s schneiet rothe Rosen,
Da regnet’s Thränen drein,
für das ein Lied der Frau Pattberg (unten S. 112) benutzt ist, angemerkt wird: „Melodie mündlich, aus dem Odenwald“ und gleich nochmals „Mehrfach mündlich, aus dem Odenwald [Neunkircher Höhe] und der Gegend von Mosbach in der Pfalz“ – so werden wir hier in die unmittelbare Heimat der Frau Pattberg, d. h. doch wohl auf sie selbst verwiesen. Ferner: das von ihr gelieferte Lied im Wunderhorn 2, 15
Bald gras ich am Neckar,
Bald gras ich am Rhein etc.
besitzt der Arnim’sche Nachlass heute nicht mehr in der Originalhandschrift. Erk aber benutzte sie jedenfalls noch, wie es scheint. Denn auffälliger Weise liess er den ursprünglichen Vermerk des Wunderhorns „mitgeteilt von Frau von Pattberg“ schwinden und ersetzte ihn durch die Angabe, das Lied stamme aus „A. v. Arnims Sammlung“ her. Erks Text weist nun aber namentlich in der zweiten Strophe Varianten auf, die der odenwäldischen Herkunft des Liedes durchaus entsprechen: anstatt des allgemeineren Ausdruckes
Was hilft mir das Grasen
die sprachlich begrenztere, originalere Wendung
Was bat mich das Grasen.
Und indem ich mich daran erinnere, dass der Märker Arnim auch im zweiten Bande des Wunderhorns, S. 32, diesen ihm ungewohnten Ausdruck zu Brentanos Verdrusse missverstand, schliesse ich: Arnim hat hier bewusst geändert, Erk aber benutzte wieder die eigenhändige Niederschrift der Frau Pattberg, und wahrscheinlich auch die damit verbundene Melodie, die im Deutschen Liederhort S. 232 steht, so dass also wieder
Reinhold Steig: Frau Auguste Pattberg geb. von Kettner. Koester, Heidelberg 1896, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steig_Frau_Auguste_Pattberg.djvu/23&oldid=- (Version vom 1.8.2018)