da „sie überall eine Beherzigung zu verdienen schiene“. Zwar hat, wie wir wissen (vgl. Weim. Ausgabe IV 19, 286), Heinrich Meyer diese nach Goethes Ausdruck vortrefflichen Anmerkungen gemacht, in der Wochenschrift aber werden sie als „Einige Worte von Göthe“ mitgeteilt. Man sieht, dass auch hier, wie fast überall, Vossens Thätigkeit auf Änderung oder Besserung gegenwärtiger Zustände gerichtet war, woraus dann notwendig persönliche Verwickelungen für ihn entstehen mussten.
Zu Anfang wenigstens bildete sein Haus einen gern aufgesuchten Versammlungsort für die Heidelberger Schriftsteller und Gelehrten ohne Unterschied. Creuzer verkehrte dort wie Brentano, Arnim, Görres. Brentanos genannter Brief über das Hündlein von Bretten, dessen noch nicht litterarische Vorgestalt er im März 1806 Arnim mitteilte (Arnim und Brentano S. 167) verdankte noch der geselligen Unterhaltung eines Abends im Vossischen Hause seinen Ursprung. Schreiber nämlich, der gleichfalls an jenem Abend, 18. März 1806, mit bei Voss gewesen war, rückte eine Anfrage über die Bedeutung des Sprichwortes „Es geht dir wie dem Hündchen von Bretten“ in die zweite Nummer seiner Wochenschrift ein, und Brentano gab – also verabredeter Massen – in der dritten die bekannte Antwort. Aber bald trat die Spannung ein. Noch ehe der dem alten Voss so fatale Uhrmacher Bogs erschienen war, zielte schon der Abwehrartikel Brentanos über Horstig hinweg auf die Vossische Familie und die in ihrem Schosse ausgeheckten „Klätschereien“, zu deren Mundstück sich damals der – um den despektierlichen Ausdruck Heinrich Vossens (Goethe-Jahrbuch 5, 52) zu gebrauchen – für alle Stellen gleich geschickte Horstig und später im Morgenblatt Karl Reinbeck machten[1]. Eine kleine Nachwirkung dieser Verstimmungen mag man darin erkennen, dass Horstigs Name im Wunderhorn (2, 204) vermieden wurde, ob man gleich das schöne Volkslied von Joseph und Nanerl aufzunehmen sich entschliessen musste. Alois Schreiber suchte sich eine Zeit lang noch lavierend zwischen den Parteien zu halten, ging dann aber allmählich ganz in das Vossische Lager über und machte in demselben, wenn auch mit Zurückhaltung, den Feldzug gegen die Einsiedler und Wunderhornisten mit. Dieser Haltung entsprach es unter anderm auch, dass er in dem Gedichte „Die Erscheinung“, welche das jähe Ende der Günderode behandelt, gegen Creuzer Partei ergriff, wofür namentlich die vierte Strophe charakteristisch ist. Freilich in seinem Heidelberger
- ↑ Irrtümlich weisen Birlinger und Crecelius in ihrer Ausgabe des Wunderhorns 2, 450 auch einen früheren, mit –br. gezeichneten Artikel „Ueber das Klatschen“ (Nr. 4, 25. Juli 1806) Brentano zu.
Reinhold Steig: Frau Auguste Pattberg geb. von Kettner. Koester, Heidelberg 1896, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steig_Frau_Auguste_Pattberg.djvu/14&oldid=- (Version vom 1.8.2018)